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А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  AZ

 

(363)

Freundliche Blicke und gьtliches Sehn,
Das mochte von den beiden viel hin und her geschehn.
Er trug sie in dem Herzen, sie war ihm wie sein Leib;
Bald ward die schцne Kriemhild des kьhnen Siegfriedes Weib. (364)

* Da sprach der reiche Kцnig: “Viel liebe Schwester mein,
Ohne eine Hilfe kann es nimmer sein:
Wir wollen abenteuern in Brunhildens Land,
Da mьssen wir vor Frauen tragen herrlich Gewand.” (365)

* Da sprach die Jungfraue: “Viel lieber Bruder mein,
Kann euch an meiner Hilfe dabei gelegen sein,
So sollt ihr inne werden, dass ich dazu bereit,
Und tus mit gutem Willen,” sprach die wonnigliche Maid. (366)

* Ihr sollt mich, edler Ritter, nicht in Sorgen bitten,
Ihr sollt mir gebieten mit herrlichen Sitten;
Was euch von mir gefalle, ich bin dazu bereit,
Und tus mit gutem Willen,” sprach die wonnigliche Maid. (367)

* “Wir wollen, liebe Schwester, tragen gut Gewand:
Das soll uns schaffen helfen eure edle Hand.
Lasst eure Mдgdlein sorgen, dass es uns herrlich steht,
Da man uns diese Reise doch vergebens widerrдt.” (368)

Da sprach die Jungfraue: “Nun merkt die Rede mein:
Wir haben selber Seide: nun schafft, dass man Gestein
Uns auf den Schilden bringe, so wirken wir das Kleid.”
Dazu war Kцnig Gunther und Siegfried gerne bereit. (369)

“Wer sind die Gesellen,” sprach die Kцnigin,
“Die mit euch gekleidet zu Hofe sollen ziehn?”
Er sprach: “Unser Viere. Zwei aus meinem Lehn,
Dankwart und Hagen, sollen mit mir zu Hofe gehn. (370)

“Nun sollt ihr wohl behalten, was ich euch, Fraue, sage:
Schafft, dass ich selbvierter zu vier Tagen trage
Je der Kleider dreierlei, und also gut Gewand,
Dass wir ohne Schande rдumen Brunhildens Land.” (371)

Mit gutem Urlaub gingen die beiden Herren hin.
Da berief die Jungfraun die schцne Kцnigin
Aus ihrer Kemenate dreiЯig Mдgdelein,
Die gar sinnreich mochten zu solchen Ьbungen sein. (372)

In arabische Seide, so weiЯ als der Schnee,
Und gute Zazamanker, so grьn als der Klee,
Legten sie Gesteine: das gab ein gut Gewand;
Die hehre Kriemhilde schnitts mit eigener Hand. (373)

Von fremder Fische Hдuten Bezьge wohlgetan;
Die zu schauen fremde waren jedermann,
Bedeckten sie mit Seide, die sie sollten tragen;
Nun hцret groЯe Wunder von dem lichten Staate sagen: (374)

Aus dem Land Marokko und auch von Libya
Der allerbesten Seide, die man jemals sah
Bei kцniglichem Stamme, besaЯen sie genug:
Wohl lieЯ Kriemhilde schauen, dass sie Sorge fьr sie trug. (375)

Weil sie zu ihrer Reise so hohe Tracht begehrt,
Des Hermelines Felle, die dдuchten sie viel wert,
Darob von Kohlenschwдrze mancher Flecken lag:
Das trьgen schnelle Helden noch gern bei einem Hofgelag. (376)

Aus arabischem Golde glдnzte mancher Stein;
Der Frauen UnmuЯe war nicht zu klein.
Sie schufen die Gewande in sieben Wochen Zeit;
Da war auch Gewaffen den guten Recken bereit. (377)

Da sie bereit waren, da war auch auf dem Rhein
GleiЯiglich gezimmert ein starkes Schifflein,
Das sie tragen sollte hinunter an die See:
Den edeln Jungfrauen war von vieler Arbeit weh. (378)

* Da sagte man den Recken, es sei fьr sie zur Hand,
Womit sie reisen sollten, das zierliche Gewand.
Alles was sie wьnschten, das war nun geschehn;
Da wollten sie nicht lдnger mehr an dem Rheine bestehn. (379)

Zu den Heergesellen ein Bote war gesandt,
Ob sie schauen wollten ihr neues Gewand,
Ob es den Helden wдre zu kurz oder zu lang;
Es war von rechtem MaЯe; des sagten sie den Frauen Dank. (380)

* Vor wen sie immer kamen, die mussten all gestehn,
Sie hдtten nie auf Erden besser Gewand gesehn.
Drum mochten es die Helden zu Hofe gerne tragen:
Von besserm Ritterstaate wusste niemand mehr zu sagen. (381)

Wohl ward den schцnen Maiden groЯer Dank gesagt.
Da baten um den Urlaub die Recken unverzagt;
In ritterlichen Zьchten taten die Herren das.
Da wurden lichte Augen trьb von Weinen und nass. (382)

Sie sprach: “Viel lieber Bruder, ihr bliebet besser hier
Und wьrbet andre Frauen; das schiene klьger mir;
Wo ihr nicht wagen mьsstet das Leben und den Leib.
Ihr findet in der Nдhe wohl ein so hoch geboren Weib.” (383)

Dass ihnen Leid hier sprieЯe, das Herz tats ihnen kund.
Sie mussten alle weinen, was reden mocht ein Mund.
Das Gold vor ihren Brьsten ward von Trдnen fahl:
Die fielen ihnen dichte von den Augen zu Tal. (384)

Da sprach sie: “Herr Siegfried, lasst euch befohlen sein
Auf Treue und auf Gnade den lieben Bruder mein,
Auf dass ihn nichts gefдhrde in Brunhildens Land.”
Das versprach der Kьhne Frau Kriemhilden in die Hand. (385)

Da sprach der reiche Degen: “So lang mein Leben wдhrt
Seit seintwegen, Fraue, von Sorgen unbeschwert.
Ich bring ihn euch geborgen wieder an den Rhein:
Das dьrft ihr sicher glauben.” Da dankt' ihm schцn das Mдgdelein. (386)

Die goldfarbnen Schilde trug man an den Strand,
Und brachte zu dem Schiffe all ihr Rьstgewand;
Ihre Rosse lieЯ man bringen; sie wollten nun hindann.
Alsbald von schцnen Frauen groЯes Weinen begann. (387)

Da stand in den Fenstern manch minnigliches Kind;
Das Schiff mit seinem Segel ergriff ein hoher Wind.
Die stolzen Heergesellen saЯen auf dem Rhein;
Da sprach der Kцnig Gunther: “Wer soll nun Schiffmeister sein?” (388)

“Ich will es sein,” sprach Siegfried, “ich kann euch auf der Flut
Wohl von binnen fьhren, das wisset, Helden gut;
Die rechten WasserstraЯen, die sind mir wohl bekannt.”
So schieden sie frцhlich aus der Burgonden Land. (389)

Eine Ruderstange Siegfried bald gewann:
Vom Gestad zu schieben fing er krдftig an.
Gunther der Kьhne ein Ruder selber nahm.
Da huben sich vom Lande die schnellen Ritter lobesam. (390)

Sie fьhrten reiche Speise, dazu guten Wein,
Den besten, den sie finden mochten um den Rhein.
Die Rosse standen eben; sie hatten gute Ruh.
Das Schifflein auch ging eben: wenig Leid stieЯ ihnen zu. (391)

Ihre starken Segelseile wurden angestrengt:
Sie fuhren zwanzig Meilen, eh sich der Tag gesenkt,
Mit einem guten Winde nieder nach der See:
Ihr starkes Arbeiten tat noch schцnen Frauen weh. (392)

An dem zwцlften Morgen, wie wir hцren sagen,
Da hatten sie die Winde weit hinweg getragen
Nach Isenstein der Veste in Brunhildens Land.
Das war der Degen keinem als Siegfrieden nur bekannt. (393)

Als der Kцnig Gunther so viel der Burgen sah
Und auch der weiten Marken, wie balde sprach er da:
“Nun sagt mir, Freund Siegfried, ist euch das bekannt?
Wem sind diese Burgen und alle das herrliche Land? (394)

* “Ich hab in meinem Leben, das muss ich wohl gestehn,
So wohl gebauter Burgen nie so viel gesehn,
In irgend einem Lande, als wir hier ersahn:
Der sie erbauen konnte war wohl ein mдchtiger Mann.” (395)

Antwort gab ihm Siegfried: “Es ist mir wohl bekannt;
Es ist Brunhilden beides, die Burgen wie das Land,
Und Isenstein die Veste, glaubt mir fьrwahr:
Da mцgt ihr heute schauen schцner Frauen groЯe Schar. (396)

“Ich will euch Helden raten: Seid all von einem Mut
Und sprecht in gleichem Sinne, so dьnkt es mich gut;
Wenn wir nun heute vor Brunhilden gehn,
So mьssen wir mit Sorgen vor der Kцnigstochter stehn. (397)

“Wenn wir die Minnigliche bei ihren Leuten sehn,
Sollt ihr, erlauchte Helden, nur einer Rede stehn:
Gunther sei mein Herre und ich sein Untertan;
So wird ihm sein Verlangen nach seinem Wunsche getan.” (398)

Sie waren all willfдhrig zu tun wie er sie hieЯ,
In seinem Ьbermute es auch nicht einer lieЯ,
Sie sprachen, wie er wollte; wohl frommt' es ihnen da,
Als der Kцnig Gunther die schцne Brunhilde sah. (399)

* “Wohl tu ichs nicht so gerne um den Willen dein,
Als um deine Schwester, das schцne Mдgdelein:
Die ist mir wie die Seele und wie mein eigner Leib;
Ich will es gern verdienen, dass sie werde mein Weib.” (400)



7. Abenteuer
Wie Gunther Brunhilden gewann


Ihr Schifflein unterdessen war auf der Wogenflut
Zur Burg heran geschwommen; da sah der Kцnig gut
Oben in den Fenstern manche schцne Maid;
Dass er sie nicht erkannte, das war in Wahrheit ihm leid. (401)

Er fragte Siegfrieden, den Gesellen sein:
“Hдttet ihr wohl Kunde um diese Mдgdelein,
Die droben nach uns schauen hernieder auf die Flut?
Wie ihr Herr auch heiЯe, es sind Frauen hochgemut.” (402)

Da sprach der Herre Siegfried: “Nun sollt ihr heimlich spдhn
Nach den Jungfrauen, und sollt mir dann gestehen
Welche ihr nehmen wolltet, wдr euch die Wahl verliehn.”
“Das will ich,” sprach da Gunther, dieser Ritter schnell und kьhn. (403)

“So schau ich ihrer eine in jenem Fenster an,
Im SchneeweiЯen Kleide, die ist so wohlgetan:
Die wдhlen meine Augen um ihren schцnen Leib;
Wenn ich gebieten dьrfte, sie mьsste werden mein Weib.” (404)

“Dir hat recht erkoren deiner Augen Schein:
Es ist die edle Brunhild, das schцne Mдgdelein,
Nach der dein Herze ringet, dein Sinn und auch dein Mut.”
Ihre Gebдrden alle dдuchten Kцnig Gunthern gut. (405)

Da hieЯ die Kцnigstochter von den Fenstern gehn
Ihre herrlichen Maide: Sie sollten nicht da stehn
Zum Anblick fьr die Fremden; sie folgten unverwandt.
Was da die Frauen taten, das ist uns auch wohl bekannt. (406)

Sie zierten den fremden Gдsten sich entgegen
Wie zu allen Zeiten schцne Frauen pflegen:
Dann an die Fensterscharten traten sie heran,
Dass sie die Helden sдhen: Das war aus Neugier getan. (407)

* Nicht mehr als Viere waren, die kamen in das Land.
Siegfried der kьhne ein Ross zog auf den Strand.
Das sahen durch die Fenster die schцnen Frauen an:
GroЯe Ehre dдuchte sich Kцnig Gunther getan. (408)

* Er hielt ihm bei dem Zaune das zierliche Ross,
Das war gut und stattlich, stark dazu und groЯ,
Bis der Kцnig Gunther fest im Sattel saЯ.
Also dient' ihm Siegfried, was er doch spдter ganz vergaЯ. (409)

* Da zog er auch das seine aus dem Schiff heran;
Er hatte solche Dienste gar selten sonst getan.
Dass er am Stegreif Helden je gestanden wдr.
Das sahen durch die Fenster diese schцnen Frauen hehr. (410)

Es war in gleicher Weise den Degen allbereit
Von schneeblanker Farbe das Ross und auch das Kleid,
Dem einen wie dem andern, und schцn der Schilder Rand:
Die warfen hellen Schimmer an der edeln Recken Hand. (411)

So ritten sie herrlich vor Brunhildens Saal,
Ihre Sдttel wohl gesteinet, die Brustriemen schmal;
Daran hingen Schellen von lichtem Golde rot:
Sie kamen zu dem Lande wie ihre Tugend gebot. (412)

* Mit Speeren wohl geschliffen, mit Schwertern wohlgetan,
Die reichten den Kьhnen bis zum Sporn hinan.
Die Wohlgemuten fьhrten ihn scharf genug und breit:
Das alles sah Brunhilde, die viel herrliche Maid. (413)

Mit ihm kam da Dankwart und der Degen Hagen:
Diese Ritter trugen, wie wir hцren sagen,
Von rabenschwarzer Farbe ein reich gewirktes Kleid;
Neu waren ihre Schilde, gut, dazu auch lang und breit. (414)

Von India dem Lande trugen sie Gestein,
Das warf an ihrem Kleide auf und ab den Schein.
Sie lieЯen unbehьtet das Schifflein bei der Flut.
So ritten nach der Veste diese Heldenkьhn und gut. (415)

Sechsundachtzig Tьrme sahn sie darin zumal,
Drei weite Pfalzen und einen schцnen Saal
Von edelm Marmelsteine so grьn als wie das Gras,
Darin Brunhilde selber mit ihrem Ingesinde saЯ. (416)

Die Burg war erschlossen, weithin aufgetan;
Entgegen liefen ihnen die in Brunhilds Bann,
Die Gдste zu empfangen in ihrer Herrin Land.
Die Rosse nahm man ihnen und die Schilde von der Hand. (417)

Da sprach der Kдmmrer einer: “Gebt uns euer Schwert
Und die lichten Panzer.” “Das wird euch nicht gewдhrt,”
Sprach von Tronje Hagen, “wir wollens selber tragen.”
Da begann ihm Siegfried von des Hofs Gebrauch zu sagen: (418)

“In dieser Burg ist Sitte, das will ich euch sagen,
Dass die Gдste nimmer Waffen sollen tragen:
Lasst sie von hinnen bringen, das ist wohl getan.”
Ihm folgte wider Willen Hagen, Kцnig Gunthers Mann. (419)

Man lieЯ den Gдsten schдnken und schaffen gute Ruh.
Manchen schnellen Recken sah man dem Hofe zu
Allenthalben gehen in fьrstlichem Gewand:
Doch wurden nach den Kьhnen rings her die Blicke gesandt. (420)

* Da wurden auch Brunhilden gesagt die Mдren,
Dass unbekannte Recken gekommen wдren
In herrlichem Gewande geflossen auf der Flut;
Darob begann zu fragen diese Jungfrau schцn und gut: (421)

“Ihr sollt mich wissen lassen,” sprach das Kцnigskind,
“Wer die unbekannten Recken dorten sind,
Die ich stehen sehe so herrlich und hehr,
Und wem zu Leib die Helden wohl gefahren sind hieher.” (422)

Des Gesindes sprach da einer: “Frau, ich muss gestehn,
Dass ich ihrer keinen je zuvor gesehn;
Doch einer ist darunter, der Siegfrieds Weise hat:
Den sollt ihr wohl empfangen; das ist, Herrin, mein Rat. (423)

* Der andre der Gesellen, gar lцblich dьnkt er mich;
Wenn er die Macht besдЯe, zum Kцnig ziemt' er sich
Ob weiten Fьrstenlanden; die mag er wohl versehn.
Man sieht ihn bei den andern dort so recht herrlich stehn. (424)

* Der dritte der Gesellen, der ist von grimmem Sinn,
Doch auch von schцnem Wuchse, reiche Kцnigin.
Die Blicke sind geschwinde, deren so viel er tut:
Er hat in seinem Sinne, ich wдhne, grimmigen Mut. (425)

* Der Jьngste darunter, gar lцblich dьnkt er mich,
Man sieht den reichen Degen so recht minniglich
In jungfrдulicher Sitte und edler Haltung stehn:
Wir mьsstens alle fьrchten, wдr ihm ein Leid hier geschehn. (426)

* So freundlich er gebahre, so wohlgetan sein Leib.
Er brдchte doch zum Weinen manch waidliches Weib,
Wenn er begann zu zьrnen: sein Wuchs ist wohl so gut,
Er ist an allen Tugenden ein Ritter kьhn und wohlgemut.” (427)

Da sprach die Kцnigstochter: “Nun bringt mir mein Gewand:
Und ist der starke Siegfried gekommen in mein Land
Um meiner Minne willen, es geht ihm an den Leib:
Ich fьrcht ihn nicht so heftig, dass ich wьrde sein Weib. (428)

Brunhild die schцne trug bald erlesen Kleid.
Da ging an ihrer Seite manche schцne Maid,
Wohl hundert oder drьber; geziert war ihr Leib:
Die Gдste wollte schauen manches waidliche Weib. (429)

Mit ihnen gingen Degen und Isenland,
Brunhildens Recken, die Schwerter in der Hand,
Fьnfhundert oder drьber; das war den Gдsten leid.
Aufstanden von den Sitzen die kьhnen Helden allbereit. (430)

Als die Kцnigstochter Siegfrieden sah,
Wohl gezogen sprach sie zu dem Gaste da:
“Willkommen sied, Herr Siegfried, hier in diesem Land.
Was meinet eure Reise? Das macht mir, bitt ich, bekannt.” (431)

“Viel Dank muss ich euch sagen, Frau Brunhild,
Dass ihr geruht mich grьЯen, Fьrstentochter mild,
Vor diesem edeln Recken, der hier vor mir steht;
Denn er ist mein Herre: der Ehre Siegfried wohl entrдt. (432)

Er ist am Rheine Kцnig, was soll ich sagen mehr?
Nur um deinetwillen fuhren wir hierher.
Er will dich gerne minnen, was ihm geschehen mag.
Nun bedenke dich bei Zeiten: Mein Herr lдsst nimmermehr nach. (433)

Er ist geheiЯen Gunther, ein Kцnig reich und hehr;
Erwirbt er deine Minne, nichts weiter wьnscht er mehr.
Mit ihm bin ich gefahren in dieses Land um dich!
Wenn er mein Herr nicht wдre, so lieЯ ich es sicherlich.” (434)

Sie sprach: “Ist er dein Herre, stehst du in seinem Lehn,
Kann er, die ich erteile, meine Spiele dann bestehn
Und bleibt darin der Meister, so wird ich sein Weib:
Gewinn ich aber eines, es geht euch allen an den Leib.” (435)

Da sprach der Tronje Hagen: “Nun zeigt uns, Kцnigin,
Was ihr fьr Spiel' erteilet. Eh euch den Gewinn
Mein Herre Gunther lieЯe, so mьsst es ьbel sein:
Er getraut wohl zu erwerben ein so schцnes Mдgdelein.” (436)

“Den Stein soll er werfen und springen darnach,
Den Speer mit mir schieЯen: Drum sei euch nicht zu jach.
Ihr kцnnt hier leicht verlieren die Ehr und auch den Leib:
Das geb ich zu bedenken,” sprach das minnigliche Weib. (437)

Siegfried der schnelle ging vor den Kцnig hin
Und bat ihn frei zu reden mit der Kцnigin
Ganz nach seinem Willen; angstlos soll' ersein:
“Ich will dich wohl beschьtzen vor ihr mit den Listen mein.” (438)

Da sprach der Kцnig Gunther: “Kцnigstochter hehr:
Erteilt mir was ihr wollet und wдr es auch noch mehr,
Das bestдnd ich alles um euern schцnen Leib:
Mein Haupt will ich verlieren, so ihr nicht werdet mein Weib.” (439)

Als da seine Rede vernahm die Kцnigin,
Bat sie, wie ihr geziemte, das Spiel nicht zu verziehn.
Sie lieЯ sich zum Streite bringen ihr Gewand,
Einen goldnen Panzer und einen gutes Schildesrand. (440)

Ein Waffenhemd von Seide zog sich an die Maid,
Das konnte keine Waffe verletzen je im Streit,
Von Zeugen wohl geschaffen aus Libya dem Land:
Lichtgewirkte Borten ergдnzten an seinem Rand. (441)

Derweilen hatt ihr Ьbermut den Gдsten schwer bedrдut:
Dankwart und Hagen die standen unerfreut;
Wie es dem Herrn erginge besorgte sehr ihr Mut;
Sie dachten: “Unsre Reise bekommt uns Recken nicht gut.” (442)

Derweilen war auch Siegfried, der waidliche Mann,
An das Schiff gegangen, eh wer darьber sann,
Wo er die Tarnkappe verborgen liegen fand,
In die er hurtig schlьpfte; da ward er niemand bekannt. (443)

Er eilte bald zurьcke, da sah er Recken viel;
Es ordnete die Kцnigin allda ihr hohes Spiel.
Er ging hinzu verstohlen und dass ihn niemand sah
Von allen die da waren; gar listiglich das geschah. (444)

Es war ein Kreis gezogen, wo das Spiel geschehn
Vor kьhnen Recken sollte, die es wollten sehn.
Wohl an siebenhundert sah man Waffen tragen:
Wer den Sieg errungen, das sollten sie nach Wahrheit sagen. (445)

Da war Brunhild gekommen, die man gewaffnet fand,
Als ob sie streiten wolle nun aller Kцnge Land.
Wohl trug sie auf der Seide der Stдblein viel von Gold;
Ihre lichte Farbe glдnzte darunter hold. (446)

Nun kam ihr Gesinde, das trug an der Hand
Aus allrotem Golde einen Schildesrand
Mit hartem Stahlbeschlage, mдchtig groЯ und breit,
Worunter spielen wollte diese minnigliche Maid. (447)

An einer edeln Borte ward ihr Schild getragen,
Darauf Edelsteine, wie Gras so grьne, lagen;
Die warfen mannigfaltig Gefunkel auf das Gold.
Der bedurfte groЯe Kьhnheit, dem die Jungfrau wurde hold. (448)

Der Schild war untern Buckeln, so hat man uns gesagt,
Von dreier Spannen Dicke; den trug hernach die Magd.
An Stahl und auch an Golde war er reich genug,
Den ihrer Kдmmrer einer mit Mьhe selbvierter trug. (449)

Als der Degen Hangen den Schild hertragen sah,
Wie sprach mit gemeinem Mute der Held von Tronje da:
“Wie nun, Kцnig Gunther? Wie verlieren wir den Leib?
Die ihr begehrt zu minnen, die ist wohl des Teufels Weib.” (450)

* Nun hцrt von den Gewanden, woran sie reich genug:
Von Azagoger Seide einen Wappenrock sie trug,
Der war reich und edel, davon warf hellen Schein
Von der Kцnigstochter gar mancher herrliche Stein. (451)

Da brachte man der Frauen, schwer und ьbergroЯ,
Einen scharfen WurfspieЯ, den sie stets verschoss,
Stark und ungefьge, mдchtig und breit zumal:
Der hatt an seinen Seiten zwei Schneiden von scharfem Stahl. (452)

Von des SpieЯes Schwere hцret Wunder sagen:
Viertehalb Stab Eisen war dazu verschlagen.
Ihn trugen kaum dreie von Brunhildens Bann;
Gunther der edle darum zu sorgen begann. (453)

* Er dacht in seinem Sinne: Was soll dieses sein?
Der Teufel aus der Hцlle, wie kцnnt er hier gedeihn?
Wenn ich lebend wieder in Burgonden wдr,
Ihr schьfe meine Minne wohl selten groЯe Beschwer. (454)

* Er hatt in seinen Sorgen, das wisset, Leid genug.
All sein Kampfgerдte man ihm zur Stelle trug:
Bald stand der reiche Kцnig in seiner Waffen Hut;
Vor Leide hatte Hagen fast gar verloren den Mut. (455)

Da sprach Hagens Bruder, der kьhne Dankwart:
“Mich reuet in der Seele diese Hofesfahrt.
Die immer Recken hieЯen, wie verlieren wir den Leib!
Soll uns in diesem Lande nun verderben ein Weib? (456)

Des bin ich sehr verdrossen, dass ich kam in dieses Land.
Hдtte Bruder Hagen seine Waffen an der Hand
Und auch ich die meinen, so sollten sich in Hut
Brunhildens Recken nehmen mit all ihrem Ьbermut. (457)

* “Sie sollten sich bescheiden, das glaubet mir nur;
Hдtt ich den Frieden tausendmal bestдrkt mit einem Schwur,
Bevor ich sterben sдhe den lieben Herren mein,
Das Leben mьsste lassen dieses schцne Mдgdelein.” (458)

“Wir mцchten ungefangen wohl rдumen dieses Land,”
Sprach sein Bruder Hagen, “hдtten wir das Gewand,
Das wir zum Streit bedьrften und die Schwerter gut,
So sollte sich wohl geben der schцnen Fraue Ьbermut.” (459)

Wohl hцrte was er sagte die Fraue wohlgetan;
Sie sah ihn ьber Achsel lachenden Mundes an.
“Nun er so kьhn sich dьnket, so bringt doch ihr Gewand,
Ihre scharfen Waffen gebt den Degen an die Hand. (460)

* “Es kьmmert mich so wenig, ob sie gewaffnet sind,
Als ob sie bloЯ da stьnden,” so sprach das Kцnigskind.
“Ich fьrchte niemands Stдrke, den ich noch je gekannt;
Ich mag auch wohl genesen im Streite vor des Kцnigs Hand.” (461)

Als sie die Schwerter hatten, nach der Maid Gebot,
Dankwart der kьhne ward vor Freuden rot.
“Nun spielet, was ihr wollet,” so sprach der Degen wert,
“Gunther ist unbezwungen, wir haben wieder unser Schwert.” (462)

Brunhildens Stдrke zeigte sich nicht klein:
Man trug ihr zu dem Kreise einen schweren Stein,
GroЯ und ungeheuer, rund und stark und breit.
Ihn trugen kaum Zwцlfe dieser Degen kьhn im Streit. (463)

Den warf sie allerwegen, wie sie den SpieЯ verschoss.
Darьber war die Sorge der Burgonden groЯ.
“Wen will der Kцnig werben?”, sprach Herr Hagen laut:
“Sie mag wohl in der Hцlle sein des bцsen Teufels Braut.” (464)

An ihre weiЯen Arme sie die Дrmel wand,
Sie begann zu fassen den Schild mit der Hand,
Sie schwang den SpieЯ zur Hцhe: da ging es an den Streit.
Die fremden Gдste bangten vor Brunhildens Zorn und Neid. (465)

Und wдr ihm da Siegfried zu Hilfe nicht gekommen,
So hдtte sie das Leben Gunthern wohl benommen.
Er nahte sich verstohlen und rьhrte seine Hand;
Gunther seine Kьnste mit groЯen Sorgen befand. (466)

* “Was hat mich berьhret?”, dachte der kьhne Mann,
Und wie er um sich blickte, da traf er niemand an.
Er sprach: “Ich bin es, Siegfried, der Geselle dein:
Du sollst mir ohne Sorge vor der Kцnigin sein.” (467)

Er sprach: “Gib aus den Hдnden den Schild, lass mich ihn tragen.
Behalte wohl im Sinne, was du mich hцrest sagen:
Du habe die Gebдrde, ich will das Werk bestehn.”
Als er ihn erkannte, da war ihm Liebes geschehn. (468)

* “Verhehl auch meine Kьnste, die darfst du niemand sagen;
So mag die Kцnigstochter wenig Ruhm erjagen
An deinem edeln Leben, worauf ihr sinnt der Mut.
Nun sieh doch, wie so furchtlos vor dir die Kцnigin tut.” (469)

Da schoss mit groЯen Krдften die herrliche Maid
Auf einen neuen Schildrand, mдchtig und breit,
Den trug an seiner Linken der Siegelinde Kind:
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