цветные унитазы 
А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  AZ

 


Das Feuer sprang vom Stahle als ob es wehte der Wind. (470)

Des starken SpieЯes Schneide den ganzen Schild durchdrang,
Dass das Feuer lohend aus den Ringen sprang.
Von dem Schuss strauchelten die kraftvollen Degen:
War nicht die Tarnkappe, sie wдren beide tot erlegen. (471)

Siegfried dem kьhnen vom Munde brach das Blut.
Bald hatt er sich ermannet: da nahm der Degen gut
Den SpieЯ, den sie geschossen ihm hatte durch den Rand:
Den warf ihr bald zurьcke des starken Siegfriedes Hand. (472)

* Er dacht: “Ich will nicht schieЯen das schцne Mдgdelein.”
Des SpieЯes Schneide kehrt' er hinter den Rьcken sein;
Mit der Speerstange schoss er auf ihr Gewand,
Dass es laut erhallte von seiner kraftreichen Hand. (473)

Das Feuer stob vom Panzer, als trieb' es der Wind.
Es hatte wohl geschossen Kцnig Siegmunds Kind;
Ihr reichten nicht die Krдfte vor solchem Schuss zu stehn:
Das wдr von Kцnig Gunthern in Wahrheit nimmer geschehn. (474)

Brunhild die Schцne bald auf die FьЯe sprang.
“Edler Ritter Gunther, des Schusses habe Dank!”
Sie wдhnte noch, er hдtt es mit seiner Kraft getan;
Nein, gefдllet hatte sie ein viel stдrkerer Mann. (475)

Da trat sie hin geschwinde, zornig war ihr Mut,
Den Stein hoch erhob sie, die edle Jungfrau gut;
Sie schwang ihn mit Krдften weithin von der Hand,
Dann sprang sie nach dem Wurfe, dass laut erklang ihr Gewand. (476)

Der Stein war geflogen zwцlf Klafter von dem Schwung:
Die Jungfrau wohl geschaffen erreicht' ihn doch im Sprung.
Hin ging der schnelle Siegfried, wo der Stein nun lag:
Gunther musst ihn wдgen, des Wurfs der Verholne plag. (477)

Siegfried war verwogen, krдftig und lang;
Den Stein warf er ferner, dazu er weiter sprang:
Von seinen schцnen Kьnsten empfing er Kraft genug,
Dass er in dem Sprunge den Kцnig Gunther noch trug. (478)

* Der Sprung, der war ergangen, der Stein lag nun da,
Gunther wars, der Degen, den man einzig sah.
Brunhild die schцne ward vor Zorne rot;
Gewendet hatte Siegfried dem Kцnig Gunther den Tod. (479)

Zu ihrem Ingesinde sprach laut die Fьrstin da,
Als sie gesund den Helden an des Kreises Ende sah:
“Ihr meine Freund und Mannen, tretet gleich heran:
Ihr sollt dem Kцnig Gunther alle werden untertan.” (480)

Da legten die Kьhnen die Waffen von der Hand,
Und boten sich zu FьЯen von Burgondenland
Gunther dem reichen, so mancher kьhne Mann:
Sie wдhnten all, er hдtte das Spiel mit seiner Kraft getan. (481)

Er grьЯte sie gar minniglich: Wohl war er tugendreich.
Da nahm ihn bei den Hдnden das Mдgdlein ohne gleich:
Sie erlaubt' ihm zu gebieten in ihrem ganzen Land;
Da freuten des sich alle die Degen kьhn und gewandt. (482)

Sie bat den edeln Ritter mit ihr zurьck zu gehn
Zu dem weiten Saale. Als das war geschehn,
Da bot man den Recken der Dienste desto mehr:
Dankwart und Hagen, die litten es ohne Wehr. (483)

Siegfried der schnelle weise war genug,
Dass er die Tarnkappe zum Schiffe wieder trug;
Dann ging er zu dem Saale, wo manche Fraue saЯ,
Und er mit andern Degen alles Leides vergaЯ. (484)

* “Was sдumet ihr, mein Herre? Was beginnt ihr nicht die Spiel',
Euch will die Kцnigstochter erteilen doch so viel,
Und lasst uns bald erschauen, wie es damit bestellt?”
Als wьsst er nichts von allem, so tat der listige Held. (485)

* Da sprach die Kцnigstochter: “Wie konnte das geschehn,
Dass ihr nicht habt die Spiele, Herr Siegfried, gesehn,
Worin hier obsiegte Kцnig Gunthers Hand?”
Zur Antwort gab ihr Hagen aus der Burgonden Land: (486)

* Er sprach: “Da habt ihr, Fraue, uns betrьbt den Mut:
Da war bei dem Schiffe Siegfried der Degen gut,
Als der Vogt vom Rheine das Spiel euch abgewann;
Drum ist es ihm unkundig,” sprach der Held in Gunthers Bann. (487)

“Nun wohl mir dieser Mдre,” sprach Siegfried der Degen,
“Dass hier eure Hochfahrt also ist erlegen,
Und jemand lebt, der euer Meister mцge sein.
Nun sollt ihr, edle Jungfrau, uns hinnen folgen an den Rhein.” (488)

Da sprach die Wohlgetane: “Das mag noch nicht geschehn:
Erst frag ich meine Vettern, und die in meinem Lehn.
Ich darf ja nicht so leichthin verlassen dieses Land:
Meine besten Freunde, die werden erst noch besandt.” (489)

Da lieЯ sie ihre Boten nach allen Seiten gehn:
Sie besandte ihre Freunde und die in ihrem Lehn,
Dass sie zum Isensteine kдmen unverwandt;
Einem jeden lies sie geben reiches, herrliches Gewand. (490)

Da ritten alle Tage, beides, spдt und frьh,
Der Veste Brunhildens die Recken scharweis zu.
“Nun jadoch,” sprach da Hagen, “was haben wir getan?
Wir erwarten uns zum Schaden der schцnen Brunhilde Bann. (491)

Wenn sie mit ihren Krдften kommen in dies Land,
Der Kцnigin Gedanken, die sind uns unbekannt:
Wie, wenn sie also zьrnet, dass wir sind verloren?
So ist das edle Mдgdlein uns zu groЯen Sorgen geboren!” (492)

Da sprach der starke Siegfried: “Dem will ich widerstehn.
Was euch da Sorge schaffet, das lass ich nicht geschehn:
Ich will euch Hilfe bringen her in dieses Land
Durch auserwдhlte Recken: Die sind euch noch unbekannt. (493)

Ihr sollt nach mir nicht fragen, ich will von hinnen fahren;
Gott mag eure Ehre derweilen wohl bewahren.
Ich komme bald zurьcke und bring euch tausend Mann
Der allerbesten Degen, deren ich Kunde je gewann.” (494)

“So bleibt auch nicht zu lange,” der Kцnig sprach da so,
“Wir sind aus guten Grьnden eurer Hilfe froh.”
Er sprach: “Ich komme wieder gewiss in wenig Tagen;
Dass ihr mich weg gesendet sollt ihr der Kцnigin sagen.” (495)



8. Abenteuer
Wie Siegfried zu den Nibelungen fuhr


Von dannen ging da Siegfried zum Hafen an den Strand
In seiner Tarnkappe, wo er ein Schifflein fand;
Darin stand ungesehn Kцnig Siegmunds Kind:
Er fьhrt' es bald von dannen, als ob es wehte der Wind. (496)

Den Schiffmeister niemand sah: Das Schifflein lustig floss
Von Siegfriedens Krдften, die waren also groЯ.
Da wдhnten sie, es fьhr es ein eigner starker Wind:
Nein! Es fьhrt' es Siegfried, der schцnen Siegelinde Kind. (497)

Nach des Tags Verlaufe und in der einen Nacht
Kam er zu einem Lande von gewaltger Macht,
Es war wohl hundert Rasten und noch darьber lang,
Das Land der Nibelungen, wo er den groЯen Schatz errang. (498)

Der Degen fuhr alleine nach einem Werder breit,
Sein Schifflein band er feste, der Degen allbereit.
Er kam zu einem Berge, drauf eine Burg gelegen,
Und suchte Herberge, wie die Wegemьden pflegen. (499)

Da kam er vor die Pforte, die ihm verschlossen stand:
Sie bewachten ihre Ehre, wie Sitte noch im Land.
Ans Tor begann zu klopfen der unbekannte Mann;
Das wurde wohl behьtet: da traf er innerhalben an (500)

Einen Ungefьgen, der da der Wache pflag,
Bei dem zu allen Zeiten seine Waffe lag.
Der sprach: “Wer pocht so heftig da drauЯen an das Tor?”
Da verkehrte seine Stimme der kьhne Siegfried davor. (501)

Und sprach: “Ich bin ein Recke, schleuЯ mir auf das Tor:
Sonst erzьrn ich Manchen heute noch davor,
Der gern in Ruhe lдge in seinem Schlafgemach.”
Das дrgerte den Pfцrtner, als da Siegfried also sprach. (502)

Der kьhne Riese hatte nun seine Rьstung angetan,
Den Helm aufs Haupt geschwungen, der gewaltge Mann,
Den Schild erhob er balde, so stieЯ er auf das Tor:
Wie lief er da so grimmig den Helden Siegfried an davor! (503)

“Wie er zu wecken wage so manchen kьhnen Mann?”
Da wurden schnelle Schlдge von seiner Hand getan.
Der edle Fremdling schirmte sich vor manchem Schlag:
Da hieb ihm der Pfцrtner in Stьcke seines Schilds Beschlag (504)

Mit einer Eisenstange: Da litt der Degen Not;
Beinah begann zu fьrchten der Held den grimmen Tod,
Als mit solchen Krдften der Pfцrtner auf ihn schlug.
Dafьr war ihm gewogen sein Herre Siegfried genug. (505)

Sie stritten so gewaltig, die Burg gab Widerhall.
Da hцrte man das Tosen in der Nibelungen Saal.
Er zwang zuletzt den Pfцrtner so, dass er ihn band;
Die Mдre wurde kundig im ganzen Nibelungenland. (506)

Auch vernahm das Streiten von ferne durch den Berg
Alberich der kьhne, ein wildes Gezwerg.
Er waffnete sich balde, und lief hin, wo er fand
Diesen edeln Fremdling, wie er den Riesen eben band. (507)

Alberich war grimmig, stark dazu genug:
Helm und Panzerringe er an dem Leibe trug
Und eine schwere Geisel von Gold an seiner Hand:
Da lief er hin geschwinde, wo er Siegfrieden fand. (508)

Sieben schwere Knцpfe, die hingen vorn daran,
Womit er vor der Linken den Schild dem kьhnen Mann
So bitterlich zergerbte, dass er zersplittert war.
Da kam der edle Fremdling beinah in Lebensgefahr. (509)

Den Schild er ganz zerbrochen seiner Hand entschwang.
Da stieЯ er in die Scheide eine Waffe, die war lang:
Seinen Kammerwдrter wollt er nicht schlagen tot;
Er schonte seiner Leute, wie ihm die Tugend gebot. (510)

Er lief mit starken Hдnden Alberichen an,
Und fing bei dem Barte den altgreisen Mann.
Er zog daran gewaltig; dass laut er schrei vor Schmerz:
Des jungen Helden Strafe ging Alberichen ans Herz. (511)

Laut rief da der Kьhne: “Nun lasst mir das Leben;
Und hдtt ich einem Helden mich nicht schon ergeben,
Dem ich schwцren musste, ich wдr ihm untertan,
Ich dient euch bis zum Tode,” so sprach der listige Mann. (512)

Er band auch Alberichen, wie den Riesen eh:
Siegfriedens Krдfte taten ihm gar weh.
Der Zwerg begann zu fragen: “Wie seid ihr genannt?”
Er sprach: “Ich heiЯe Siegfried: Ich wдhnt ich wдr euch bekannt.” (513)

Zwerg Alberich begann da: “O wohl mir dieser Mдr'
Nun hab ich wohl empfunden an euern Werken hehr,
Dass ihrs verdienen mцget des Landes Herr zu sein.
Ich tu was ihr gebietet: Lasst mir nur das Leben mein.” (514)

Da sprach der Degen Siegfried: “So macht euch auf geschwind,
Und bringt mir her, der Besten die im Lande sind,
Tausend Nibelungen: Ich wolle hier sie sehn:
So lass ich euch kein Leides an euerm Leben geschehn.” (515)

Da lцst' er Alberichen und den Riesen von dem Band.
Hin lief der Zwerg geschwinde, wo er die Recken fand.
Er weckte wohl beflissen die in Niblungs Lehn,
Und sprach: “Wohlauf ihr Helden, ihr sollt zu Siegfrieden gehn.” (516)

Sie sprangen von den Betten und waren gleich bereit:
Tausend schnelle Ritter, die standen bald im Kleid.
Sie gingen hin zur Stelle, wo man Siegfried fand:
Der grьЯte schцn die Degen und gab Manchem die Hand. (517)

Viel der Kerzen brannten; man schenkt' ihm lautern Trank:
Dass sie so bald gekommen, des sagt' er Allen Dank.
Er sprach: “Ihr sollt von hinnen mir folgen ьber Flut.”
Sie waren alle willig, diese Helden kьhn und gut. (518)

Wohl dreiЯig hundert Recken waren gleich gekommen:
Aus ihnen wurden tausend der Besten da genommen.
Denen brachte man die Helme und ander Rьstgewand,
Als er sie fьhren wollte hin zu Brunhildens Land. (519)

Er sprach: “Ihr guten Ritter, eins will ich euch sagen:
Ihr sollt mir reiche Kleider dort am Hofe tragen,
Denn uns muss da schauen manch minnigliches Weib:
Darum sollt ihr zieren mit gutem Staate den Leib.” (520)

* Nun mцchten mich die Thoren vielleicht der Lьge zeihn:
“Wie kцnnten so viel Ritter wohl beieinander sein?
Wo nahmen sie die Speise? Wo nahmen sie Gewand?
Und besдЯ er dreiЯig Lдnder, er brдcht es nimmer zu Stand. (521)

* Wie reich Siegfried gewesen, das ist euch wohl bekannt.
Der Hort Niblungens dient' ihm und das Kцnigsland:
Drum gab er seinen Degen vцlliglich genug;
Es ward ja doch nicht minder wie viel man von dem Schatze trug. (522)

Eines Morgens frьhe begannen sie die Fahrt;
Was schneller Gefдhrten sich Siegfried da geschart!
Sie fьhrten gute Rosse und herrlich Gewand;
Sie kamen ungefдhrdet hin zu Brunhildens Land. (523)

Da stand in den Zinnen manch minnigliches Kind.
Da sprach die Kцnigstochter: “WeiЯ jemand, wer die sind,
Die ich dort flieЯen sehe so fern auf der See?
Sie fьhren reiche Segel, die sind noch weiЯer als der Schnee.” (524)

Da sprach vom Rhein der Kцnig: “Mein Gefolg ist dies,
Das ich auf der Reise nicht weit von hier verlieЯ:
Ich habe sie besendet: Nun sind sie, Frau, gekommen.”
Der herrlichen Gдste ward mit Zьchten wahrgenommen. (525)

Da sah man Siegfrieden im Schiffe stehn voran,
In herrlichem Gewande mit manchem andern Mann.
Da sprach die Kцnigstochter: “Herr Kцnig, wollt mir sagen:
Soll ich die Gдst empfangen oder ihnen GruЯ versagen?” (526)

“Entgegen sollt ihr ihnen vor den Pallas gehn,
Ob ihr sie gerne sehet, dass sie das wohl verstehn.”
Da tat die Kцnigstochter wir ihr der Kцnig riet:
Siegfrieden mit dem GruЯe sie von den andern unterschied. (527)

Herberge gab man ihnen und wahrte ihr Gewand.
Da waren so viel Gдste gekommen in das Land,
Dass sie sich allenthalben drдngten mit den Scharen:
Da wollten heim die Kьhnen zu den Burgonden fahren. (528)

Da sprach die Kцnigstochter: “Dem blieb' ich immer hold,
Der da verteilen wollte mein Silber und mein Geld
Meinen Gдsten und des Kцnigs, des ich so viel gewann.”
Zur Antwort gab ihr Dankwart, des kьhnen Geiselher Mann: (529)

“Viel edle Kцnigstochter, lasst mich der Schlьssel pflegen:
Ich will es so verteilen,” sprach der kьhne Degen,
“Wenn ich mir Schand erwerbe, die treffe mich allein.”
Dass er milde wдre, das leuchtete da wohl ein. (530)

Als sich Hagens Bruder der Schlьssel unterwand,
So manche reiche Gabe bot des Helden Hand:
Wer einer Mark begehrte, dem ward so viel gegeben,
Dass die Armen alle da in Freuden mochten leben. (531)

Wohl mit hundert Pfunden gab er ohne Wahl:
Da ging in reichem Staate mancher aus dem Saal,
Der nie zuvor im Leben so hehre Kleider trug.
Die Kцnigin erfuhr es: Da war es ihr leid genug. (532)

Da sprach die Kцnigstochter: “Das misst ich, Kцnig, gern.
Dass nichts mir soll verbleiben vor euerm Kammerherrn
Von allem meinem Staate: er verschwendet all mein Gold.
Wer dem noch widerstдnde, dem wollt ich immer bleiben hold. (533)

* Er gibt so reiche Gaben: Der Degen wдhnet eben,
Mich lьste nach dem Tode: Ich will noch lдnger leben;
Meines Vaters Erbe bring ich wohl selber hin.”
So milden Kammerherren gewann nie eine Kцnigin. (534)

Da sprach von Tronje Hagen: “Frau, euch sei bekannt:
Der Kцnig von dem Rheine hat Gold und gut Gewand
Zu geben solche Fьlle, dass er nicht nцtig hat,
Dass wir von hinnen fьhren einen Teil von Brunhilds Staat.” (535)

“Nein, wenn ihr mich liebet,” die Kцnigin begann,
“Zwanzig Reiseschreine fьlle man mir an
Mit Gold und mit Seide: das verteile meine Hand,
So wir hinьber kommen in der Burgonden Land.” (536)

Da lud man ihr die Kisten mit edelm Gestein.
Der Frauen Kдmmerlinge mussten zugegen sein:
Sie wollt es nicht vertrauen Geiselhers Untertan.
Gunther und Hagen darob zu lachen begann. (537)

Da sprach die Jungfraue: “Wem lass ich nun mein Land?”
Das soll hier erst bestimmen mein und eure Hand.”
Da sprach der edle Kцnig: “So rufet wen herbei,
Der euch dazu gefalle, dass er zum Vogt geordnet sei.” (538)

Ihrer nдchsten Vettern einen die Fraue bei sich sah,
Es war ihr Mutterbruder, zu dem begann sie da:
“Nun lasst euch sein befohlen meine Burgen und das Land,
* Bis seine Amtleute der Kцnig Gunther gesandt.” (539)

Aus dem Gesinde wдhlte sie zweitausend Mannen gleich,
Die mit ihr fahren sollten in der Burgonden Reich,
Mit jenen tausend Recken aus Nibelungenland. *
Sie schickten sich zur Reise; man sah sie reiten nach dem Strand. (540)

Sie fьhrte mit von dannen sechsundachtzig Fraun,
Dazu noch hundert Mдgdelein, die waren schцn zu schaun.
Sie sдumten sich nicht lдnger, sie wollten bald hindann:
Die sie zurьcke lieЯen, wie manche hub zu weinen an! (541)

In tugendlichen Zьchten rдumte die Frau ihr Land,
Die nдchsten Freunde kьssend, die sie bei sich fand.
Mit gutem Urlaube kamen sie auf das Meer;
Zu ihres Vaters Lande kam die Jungfrau nimmermehr. (542)

Auf ihrer Fahrt ertцnte vielfaches Freudenspiel;
Aller Kurzweile hatten sie da viel.
Auch erhob sich zu der Reise der rechte Wasserwind:
Sie fuhren ab vom Lande; das beweinte mancher Mutter Kind. (543)

Doch wollte sie den Kцnig nicht minnen auf der Fahrt,
Ihre Kurzweil wurde bis in sein Haus gespart
Zu Wormes in der Veste, zu einem Hofgelag,
Wohin mit ihren Helden sie frцhlich kamen hernach. (544)



9. Abenteuer
Wie Siegfried nach Worms gesandt ward


Da sie gefahren waren volle neun Tage,
Da sprach von Tronje Hagen: “Nun hцret, was ich sage:
Wir sдumen mit der Kunde nach Wormes an den Rhein;
Nun sollten eure Boten schon bei den Burgonden sein.” (545)

Da sprach Kцnig Gunther: “Wohl sprecht ihr recht daran;
Auch hдtt uns wohl niemand die Fahrt so gern getan
Als ihr Freund Hagen selber: so reitet in mein Land;
Unsre Hofreise macht niemand besser dort bekannt.” (546)

* Zur Antwort gab da Hagen: “Ich bin kein Bote gut:
Lasst mich der Kammer pflegen; bleiben auf der Flut
Will ich bei den Frauen und hьten ihr Gewand,
Bis dass wir sie bringen in der Burgonden Land. (547)

“Nein, bittet Siegfrieden um diese Botschaft,
Der mag sie wohl verrichten mit tugendreicher Kraft.
Versagt er euch die Reise, ihr sollt mit guten Sitten
Bei eurer Schwester Liebe um die Fahrt ihn freundlich bitten.” (548)

Er sandte zu dem Recken; der kam als man ihn fand.
Er sprach zu ihm: “Wir nahen uns wieder meinem Land;
Da sollt ich Boten senden der leiben Schwester mein,
Und auch meiner Mutter, dass wir kommen an den Rhein. (549)

* “Von euch begehr ich, Siegfried, dass ihr die Reise tut,
Ich wills euch immer danken,” so sprach der Degen gut.
Da weigerte sich Siegfried, der hochbeherzte Mann
Bis ihn Kцnig Gunther sehr zu bitten begann. (550)

Er sprach: “Ihr sollt reiten um den Willen mein,
Und auch um Kriemhilde, das schцne Mдgdelein,
Dass es mit mir verdiene die herrliche Maid.”
Als Siegfried das hцrte, da war der Recke bald bereit. (551)

“Entbietet, was ihr wollet, es soll verkьndet sein:
Ich will es gerne leisten um das schцne Mдgdelein.
Die ich im Herzen trage, verzichtet ich auf die?
Leisten will ich alles, was ihr gebietet, um sie.” (552)

“So saget Frau Uten, der reichen Kцnigin,
Dass ich auf dieser Reise hohes Mutes bin.
Wie wir geworben haben sagt meinen Brьdern an;
Auch unsern Freunden werde diese Mдre kund getan. (553)

Auch sollt ihr nichts verschweigen der schцnen Schwester mein,
Ich will ihr mit Brunhilden stets zu Diensten sein;
So sagt auch dem Gesinde und allem meinem Bann:
Was je mein Herz sich wьnschte, dass ich das Alles gewann. (554)

Und saget Orteweinen, dem lieben Neffen mein,
Dass er Gestьhl errichten lasse bei dem Rhein;
Und meinen Vettern allen sei es kund getan,
Ich stelle mit Brunhilden eine groЯe Hochzeit an. (555)

Und saget meiner Schwester, werd ihr das bekannt,
Dass ich mit meinen Gдsten gekommen sei ins Land,
Dass sie dann wohl empfange die liebe Traute mein:
Dafьr will ich Kriemhilden immerdar gewogen sein.” (556)

Da bat bei Brunhilden und ihrem Ingesind
Bald um seinen Urlaub Siegfried, Siegmunds Kind,
Wie ihm das wohl geziemte; da ritt er an den Rhein.
Es konnt auf dieser Erden ein bessrer Bote nicht sein. (557)

Mit vierundzwanzig Recken kam er zu Wormes an:
Der Kцnig war nicht drunter: das wurde kundgetan.
Da mьhte das Gesinde sich in Jammers Not,
Besorgt, dass dort der Kцnig gefunden habe den Tod. (558)

Sie stiegen von den Rossen und trugen hohen Mut:
Da kam alsbald Herr Geiselher, der junge Kцnig gut,
Und Gernot, sein Bruder: wie hurtig sprach er da,
Als er den Kцnig Gunther nicht bei Siegfrieden sah: (559)

“Willkommen, Herr Siegfried, ich bitte, sagt mir an:
Wo habt ihr meinen Bruder den Kцnig hingetan?
Brunhildens Stдrke, fьrcht ich, hat ihn uns benommen:
Ihre hohe Minne wдre uns sehr zu Schaden gekommen.” (560)

“Die Sorge lasset fahren: Euch und den Freunden sein
Entbietet seine Dienste der Heergeselle mein:
Ich verlieЯ ihn wohl geborgen; er hat mich euch gesandt,
Dass ich sein Bote wьrde, mit Mдren her in euer Land. (561)

“Nun helfet mir es fьgen, wie es auch gescheh,
Dass ich die Kцngin Ute und eure Schwester seh:
Die soll ich hцren lassen, was ihnen zu wissen tut
Gunther und Brunhilde: Um die Beiden steht es gut.” (562)

Da sprach der junge Geiselher: “So sprecht bei ihnen an,
Da habt ihr meiner Schwester einen Liebesdienst getan.
Sie trдgt noch groЯe Sorge um den Bruder mein;
Das Mдgdlein seiht euch gerne: des will ich euch Bьrge sein.” (563)

Da sprach der Degen Siegfried: “Wo ich ihr dienen kann,
Das soll immer treulich und willig sein getan.
Wer sagt nun dass ich komme den beiden Frauen an?”
Des wurde Bote Geiselher, dieser waidliche Mann. (564)

Geiselher der junge sprach zu der Mutter da,
Und auch zu seiner Schwester, als er die beiden sah:
“Siegfried ist gekommen, der Held aus Niederland,
Ihn hat mein Bruder Gunther her zu dem Rheine gesandt. (565)

“Er bringt uns die Kunde, wie's um den Kцnig steht;
Nun mцgt ihr ihm erlauben, dass er zu Hofe geht:
Er bringt die rechten Mдren uns her von Isenland.”
Noch war den edlen Frauen groЯe Sorge nicht gewandt. (566)

Sie sprangen nach dem Staate und kleideten sich drei
Und luden Siegfrieden nach Hof zu kommen ein.
Das tat der Degen williglich, weil er sie gerne sah.
Kriemhild die edle sprach zu ihm in Gьte da: (567)

“Willkommen, Herr Siegfried, ein Ritter ohne Gleich:
Wo ist mein Bruder Gunther, der edle Kцnig reich?
Durch Brunhilds Stдrke, fьrcht ich, ist er uns verloren:
O weh mir armen Mдgdelein, dass ich jemals ward geboren!” (568)

Da sprach der kьhne Ritter: “Gebt mir Botenbrot,
Ihr viel schцnen Frauen weinet ohne Not.
Ich verlieЯ ihn wohl geborgen: Das tu ich euch bekannt;
Sie haben mich euch Beiden mit der Mдre hergesandt. (569)

“Mit freundlicher Liebe, viel edle Kцnigin mein,
Entbeut euch seine Dienste er und die Traute sein:
Nun lasset euer Weinen, sie wollen balde kommen.”
Sie hatten lange Tage so liebe Mдre nicht vernommen. (570)

* Mit schneeweiЯem Kleide aus Augen wohlgetan
Wischte sie die Trдnen; zu danken hub sie an
Dem Boten dieser Mдre, die da war gekommen;
Da war ihr groЯe Trauer und auch ihr Weinen benommen. (571)

Sie hieЯ den Boten sitzen: Des war er gern bereit.
Da sprach die Minnigliche: “Es wдre mir nicht leid,
Wenn ich euch geben dьrfte zum Botenlohn mein Gold:
Dazu seid ihr zu vornehm: so bleib ich sonst denn euch hold.” (572)

“Und wьrden dreiЯig Lande,” sprach er, “mein genannt,
So empfing' ich doch gerne Gab aus eurer Hand.”
Da sprach die Tugendliche: “So soll es denn geschehn.”
Da lieЯ sie ihren Kдmmerer nach dem Botenlohne gehen.
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