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А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  AZ

 


Dass ihr mir nicht zьrnet, da rat ich hinzugehn.”
Der Rat war manchem Degen zu groЯer Sorge geschehn. (996)

Siegfried den Recken zwang des Durstes Not;
Den Tisch er wegzurьcken so zeitiger gebot:
Er wollte vor die Berge zu dem Brunnen gehn.
Da war der Rat aus Arglist von den Recken geschehn. (997)

Man hieЯ das Wild aufsдumen und fьhren in das Land,
Das da verhauen hatte Siegfriedens Hand.
Wer es auch sehen mochte, sprach Ehr und Ruhm ihm nach:
Hagen seine Treue sehr an Siegfrieden brach. (998)

Als sie von dannen wollten zu der Linde breit,
Da sprach von Tronje Hagen: “Ich hцrte jederzeit,
Es kцnne Niemand folgen Kriemhilds Gemahl,
Wenn er rennen wolle; hei! Schauten wir doch das einmal!” (999)

Da sprach von Niederlanden Siegfried der Degen kьhn:
“Das mцgt ihr wohl versuchen: Wollt ihr mit mir hin
Zur Wette nach dem Brunnen? Wenn der Lauf geschieht,
Soll der gewonnen haben, welchen man gewinnen sieht.” (1000)

“Wohl, lasst es uns versuchen,” sprach Hagen der Degen.
Da sprach der starke Siegfried: “So will ich mich legen
Hier zu euern FьЯen nieder in das Gras.”
Als er das erhцrte, wie lieb war Kцnig Gunthern das! (1001)

Da sprach der kьhne Degen: “Noch mehr will ich euch sagen
All meine Gerдte will ich mit mir tragen,
Den Speer samt dem Schilde, dazu mein Birschgewand.”
Das Schwert und den Kцcher er um die Glieder schnell sich band. (1002)

Abzogen sie die Kleider von dem Leibe da;
In zwei weiЯen Hemden man beide stehen sah.
Wie zwei wilde Panther liefen sie durch den Klee;
Man sah bei dem Brunnen den kьhnen Siegfried doch eh. (1003)

Den Preis in allen Dingen vor manchem man ihm gab.
Da lцs't er schnell die Waffe, den Kцcher legt' er ab,
Den starken WurfspieЯ lehnt' er an den Lindenast:
Bei des Brunnens FluЯe stand der herrliche Gast. (1004)

Siegfriedens Tugenden waren gut und groЯ.
Den Schild legt' er nieder, wo der Brunnen floss:
Wie sehr ihn auch dьrstete, der Held nicht eher trank
Bis der Wirt getrunken: Dafьr gewann er ьbeln Dank. (1005)

Der Brunnen war lauter, kьhl und auch gut;
Da neigte sich Gunther hernieder zu der Flut.
Als er getrunken hatte, erhob er sich hindann
Also hдtt auch gerne der kьhne Siegfried getan. (1006)

Da entgalt er seiner Tugend; den Bogen und das Schwert
Trug Hagen beiseite von dem Degen wert.
Dann sprang er schnell zurьcke, wo er den WurfspieЯ fand
Und sah nach einem Zeichen an des Kьhnen Gewand. (1007)

Als Siegfried der Kцnig aus dem Brunnen trank,
Schoss er ihm durch das Kreuze, dass aus der Wunde sprang
Das Blut seines Herzens hoch an Hagens Staat.
Kein Held begeht wieder also groЯe Missetat. (1008)

Den WurfspieЯ im Herzen lieЯ er ihn stecken tief:
Wie im Fliehen Hagen da so grimmig lief,
So lief er wohl auf Erden nie vor einem Mann!
Als sich der starke Siegfried der groЯen Wunde besann, (1009)

Der Held in wildem Toben von dem Brunnen sprang;
Ihm ragte von den Schultern eine Speerstange lang.
Nun wдhnt' er da zu finden Bogen oder Schwert,
So hдtt er Lohn Herrn Hagen wohl nach Verdienste gewдhrt. (1010)

Als der Todwunde das Schwert nicht wieder fand,
Da blieb ihm nichts weiter als der Schildesrand.
Den hob er von dem Brunnen und rannte Hagnen an;
Da konnt ihm nicht entrinnen Kцnig Gunthers Untertan. (1011)

Wie wund er war zum Tode, so krдftig doch er schlug,
Dass von dem Schilde nieder rieselte genug
Des edeln Gesteins; der Schild zerbrach auch fast!
So gern gerochen hдtte sich der herrliche Gast. (1012)

Gestrauchelt war da Hagen von seiner Hand zu Tal;
Der Anger von den Schlдgen erscholl im Wiederhall.
Hдtt er sein Schwert in Hдnden, so wдr es Hagens Tod.
Sehr zьrnte der Verwundete, es zwang ihn wahrhafte Not. (1013)

Seine Farbe war erblichen, er konnte nicht mehr stehn.
Seines Leibes Stдrke musste ganz zergehn,
Da er des Todes Zeichen in lichter Farbe trug.
Er ward hernach beweinet von schцnen Frauen genug. (1014)

Da fiel in die Blumen der Kriemhilde Mann:
Das Blut von seiner Wunde stromweis nieder rann.
Da begann er die zu schelten, ihn zwang die groЯe Not,
Die da geraten hatten mit Untreue seinen Tod. (1015)

Da sprach der Todwunde: “Weh, ihr bцsen Zagen,
Was helfen meine Dienste, da ihr mich habt erschlagen?
Ich war euch stets gewogen und sterbe nun daran:
Ihr habt an euern Freunden leider ьbel getan. (1016)

Die sind dadurch bescholten, was ihrer auch geborn
Wird nach diesem Tage: Ihr habt euern Zorn
Allzu sehr gerochen an dem Leben mein.
Mit Schanden geschieden sollt ihr von guten Recken sein.” (1017)

Hinliefen all die Ritter, wo er erschlagen lag:
Es war ihrer vielen ein freudeloser Tag.
Wer irgend Treue kannte, von dem ward er beklagt:
Das hatt auch wohl um alle verdient der Degen unverzagt. (1018)

Der Kцnig von Burgonden beklagt' auch seinen Tod.
Da sprach der Todwunde: “Das tut nimmer Not,
Dass der um Schaden weinet, durch den man ihn gewann:
Er verdient groЯ Schelten, er hдtt es besser nicht getan.” (1019)

Da sprach der grimme Hagen: “Ich weiЯ nicht, was euch reut:
Nun hat zumal ein Ende unser sorglich Leid.
Nun mags nicht manchen geben, der uns darf bestehn;
Wohl mir, dass seiner Herrschaft durch mich ein End ist geschehn.” (1020)

“Ihr mцgt euch leichtlich rьhmen,” sprach der von Niederland;
“Hдtt ich die mцrderische Weis an euch erkannt,
Vor euch hдtt ich behalten Leben wohl und Leib.
Mich dauert nichts auf Erden als Frau Kriemhilde mein Weib. (1021)

“Auch mag es Gott erbarmen, dass ich gewann den Sohn,
Der nun auf alle Zeiten bescholten ist davon,
Dass seine Freunde jemand meuchlerisch erschlagen:
Hдtt ich Zeit und Weile, das mьsst ich billig beklagen. (1022)

* Niemand je auf Erden grцЯern Mord begann,”
Sprach er zu dem Kцnige, “als ihr an mir getan:
Ich erhielt euch unbescholten in groЯer Angst und Not;
Ihr habt mir schlimm vergolten, dass ich so wohl es euch bot.” (1023)

Da sprach im Jammer weiter der todwunde Held:
“Wollt ihr, edler Kцnig, noch je auf dieser Welt
An jemand gutes ьben, so lasst befohlen sein
Auf Treue und auf Gnaden euch die liebe Traute mein. (1024)

Lasst sie des genieЯen, dass sie eure Schwester sei:
Bei aller Fьrsten Tugend, steht ihr mit Treue bei!
Mein mцgen lange harren mein Vater und sein Bann:
Es ward am lieben Freunde nimmer ьbler getan.” (1025)

* Er krьmmte sich in Schmerzen, wie ihm die Not gebot
Und sprach aus jammerndem Herzen: “Mein mordlicher Tod
Mag euch noch gereuen in der Zukunft Tagen:
Glaubt mir in rechter Treue, dass ihr euch selber habt erschlagen.” (1026)

Die Blumen allenthalben waren vom Blute nass.
Da rang er mit dem Tode, nicht lange tat er das,
Denn des Todes Waffe schnitt immer allzu sehr.
Auch musste bald ersterben dieser Degen kьhn und hehr. (1027)

* Von demselben Brunnen, wo Siegfried ward erschlagen,
Sollt ihr die rechte Wahrheit von mir hцren sagen.
Vor dem Odenwalde ein Dorf liegt Odenheim:
Da flieЯet noch der Brunnen, es kann da kein Zweifel sein. (1028)

Als die Herren sahen, der Degen sei tot,
Sie legten ihn auf einen Schild, der war von Golde rot:
Da gingen sie zu Rate, wie es sollt ergehn,
Dass es verhohlen bliebe, es sei von Hagen geschehn. (1029)

Da sprachen ihrer viele: “Ein Unfall ist geschehn;
Ihr sollt es alle hehlen und einer Rede stehn:
Als er allein ritt jagen, der Kriemhilde Mann,
Da schlugen ihn die Schдcher, als er fuhr durch den Tann.” (1030)

Da sprach von Tronje Hagen: “Ich bring ihn in das Land:
Mich soll es nicht kьmmern, wird es ihr auch bekannt,
Die so betrьben konnte Brunhildens hohen Mut;
Ich werde wenig fragen wie sie nun weinet und tut.” (1031)

Da harrten sie des Abends und fuhren ьberrhein:
Es mochte nie von Helden so schlimm gejaget sein.
Ihr Beutewild beweinte noch manches edle Weib,
Sein musste bald entgelten viel guter Weigande Leib. (1032)



17. Abenteuer
Wie Siegfried beklagt und begraben ward



Von groЯem Ьbermute mцgt ihr nun hцren sagen
Und grдsslicher Rache. Bringen lieЯ Hagen
Den erschlagnen Siegfried von Nibelungenland
Vor eine Kemenate, worin sich Kriemhild befand. (1033)

Er lieЯ ihn ihr verstohlen legen vor die Tьr,
Dass sie ihn finden mьsste, wenn morgen sie herfьr
Zu der Mette ginge lange vor dem Tag,
Deren Frau Kriemhilde wohl selten eine verlag. (1034)

Da hцrte man wie immer zum Mьnster das Gelдut:
Die schцne Kriemhilde weckte manche Maid.
Ein Licht hieЯ sie sich bringen und auch ihr Gewand;
Da kam der Kдmmrer einer hin wo er Siegfrieden fand. (1035)

Er sah ihn rot von Blute, all sein Gewand war nass:
Dass sein Herr es wдre, mit Nichten wusst er das.
Da trug er in die Kammer das Licht in seiner Hand,
Bei dem Frau Kriemhilde die leide Mдre befand. (1036)

Als sie mit ihren Frauen zur Kirche wollte gehn,
“Fraue,” sprach der Kдmmrer, “ihr mцgt noch stille stehn:
Es liegt vor dem Gemache ein Ritter tot geschlagen.”
“O weh,” sprach Kriemhilde, “was willst du solche Botschaft sagen?” (1037)

Eh sie noch selbst gesehen es sei ihr lieber Mann,
An die Frage Hagens zu denken sie begann,
Wie er ihn schьtzen mцge: da ahnte sie ihr Leid.
Mit seinem Tod entsagte sie aller Lust und Frцhlichkeit. (1038)

Sie sank zu der Erden, kein Wort mehr sprach sie da;
Die schцne Freudenlose man da liegen sah.
Kriemhildens Jammer wurde groЯ und voll;
Sie schrie mit solchen Krдften, dass all die Kammer erscholl. (1039)

Da sprach das Gesinde: “Ists nicht ein fremder Mann?”
Das Blut ihr aus dem Munde vor Herzensjammer rann.
Sie sprach: “Nein, Siegfried ist es, mein geliebter Mann:
Brunhild hats geraten und Hagen hat es getan.” (1040)

Sie lieЯ sich hingeleiten wo sie den Helden fand,
Sein schцnes Haupt erhob sie mit ihrer weiЯen Hand.
So rot er war von Blute, sie hatt ihn gleich erkannt:
Da lag zu groЯem Jammer der Held von Nibelungenland. (1041)

Da rief in Trauertцnen die Kцnigin mild:
“O weh mir dieses Leides! Nun ist dir doch dein Schild
Mit Schwertern nicht verhauen: Dich fдllte Meuchelmord.
Wьsst ich wers vollbrachte, ich wollt es rдchen immerfort.” (1042)

All ihr Ingesinde wehklagte laut und schrie
Mir seiner lieben Fraue; heftig schmerzte sie
Der Tod des edeln Herren, der da war verlorn.
Gar ьbel hatte Hagen gerochen Brunhildens Zorn. (1043)

Da sprach die Jammerhafte: “Nun mag einer gehn,
Und mir in Eile wecken die in Siegfrieds Lehn.
Ihr sollt auch Siegmunden meinen Jammer sagen,
Ob er mir helfen wolle den kьhnen Siegfried beklagen.” (1044)

Da lief ein Bote balde wo er sie schlafen fand,
Siegfriedens Helden von Nibelungenland.
Mit seinen leiden Mдren ihre Freud er ihnen nahm;
Sie wollten es nicht glauben, bis man das Weinen vernahm. (1045)

Dahin auch kam der Bote wo der Kцnig lag.
Siegmund der Herre keines Schlafes pflag:
Er fьhlte wohl im Herzen voraus, was ihm geschehn
Und dass er Siegfrieden nimmer sollte wiedersehn. (1046)

“Wacht auf, Kцnig Siegmund, es hieЯ mich zu euch gehn
Kriemhilde, meine Fraue: Der ist ein Leid geschehn,
Das ihr vor allen Leiden wohl das Herz versehrt;
Das sollt ihr klagen helfen, da es auch euch widerfдhrt.” (1047)

Auf richtete sich Siegmund: “Was ist es, was sie klagt,
Die schцne Kriemhilde, das Leid, das du gesagt?”
Da sprach der Bote weinend: “Ich muss es euch wohl sagen:
Es liegt von Niederlanden der kьhne Siegfried erschlagen.” (1048)

Da sprach Kцnig Siegmund: “Lasst das Scherzen sein,
Und so bцse Mдre, bei der Liebe mein!
Und sagt es niemand wieder, dass er sei erschlagen,
Denn ich konnt es nie genug bis an mein Ende beklagen.” (1049)

“Wollt ihr mir nicht glauben, was ich euch gesagt,
So mцgt ihr selber hцren wie Kriemhilde klagt,
Und all ihr Ingesinde um Siegfriedens Tor.”
Gar sehr erschrak da Siegmund, es schuf ihm wahrhafte Not. (1050)

Mit hundert seiner Mannen er von dem Bette sprang.
Sie zuckten zu den Hдnden die scharfen Waffen lang;
Zu dem Wehruf liefen sie jammersvoll heran.
Da kamen tausend Recken in des kьhnen Siegfried Bann. (1051)

Wo sie in Jammerlauten die Frauen hцrten klagen:
Da meint' ein Teil, sie mьssten doch billig Kleider tragen.
Wohl mochten sie vor Jammer der Sinne Macht nicht haben:
Es lag eine groЯe Schwere in ihrem Herzen begraben. (1052)

Da kam der Kцnig Siegmund hin wo er Kriemhild fand.
Er sprach: “O weh der Reise hieher in dieses Land!
Wer hat euch euern Gatten, wer hat mir selbst mein Kind
So mцrderisch entrissen, wenn wir bei guten Freunden sind?” (1053)

“Wenn ich den nur kennte,” sprach die Kцnigin,
“Hold wьrd ihm nimmer mein Herz noch mein Sinn:
Ich wollt es so vergelten, dass all die Freunde sein
Um meinetwillen sollten in wдhrender Klage sein.” (1054)

Siegmund der Kцnig den Fьrsten umschloss;
Da ward von seinen Freunden der Jammer also groЯ,
Dass von dem starken Wehruf Pallas und Saal
Und die Stadt zu Wormes rings erscholl im Wiederhall. (1055)

Da konnte niemand trцsten Siegfriedens Weib.
Man zog aus den Kleidern seinen schцnen Leib,
Man wusch ihm seine Wunde und legt' ihn auf die Bahr;
Wie weh vor groЯem Jammer seinen Leuten da war! (1056)

Da sprachen seine Recken aus Nibelungenland:
“Immer ihn zu rдchen ist willig unsre Hand.
Er ist in diesem Hause der es hat getan.”
Da eilten sich zu waffnen die Degen in Siegfrieds Bann. (1057)

Die Auserwдhlten kamen mit ihren Schilden her,
Elfhundert Recken; die hatt in seinem Heer
Siegmund der Reiche: Seines Sohnes Tod
Hдtt er gern gerochen, wie seine Treue das gebot. (1058)

Sie wussten nicht, mit wem sie zu streiten sollten gehn,
Wenn es nicht Gunther wдre und die in seinem Lehn,
Mit welchen Herr Siegfried zur Jagd ritt jenen Tag.
Kriemhild sah sie gewaffnet: Das war ihr ander Ungemach. (1059)

Wie groЯ auch war ihr Jammer, wie stark auch ihre Not,
Sie besorgte doch so heftig der Nibelungen Tod
Von ihrer Brьder Mannen, dass sie dawider sprach:
Sie warnten sie in Liebe, wie immer Freund mit Freunden pflag. (1060)

Da sprach die Jammersreiche: “Mein Kцnig Siegmund,
Was wollt ihr beginnen? Euch ist wohl nicht kund:
Es hat der Kцnig Gunther so manchen kьhnen Mann:
Ihr wollt euch all verderben, greift ihr diese Recken an.” (1061)

Mit aufgehobnen Schwerten tat ihnen Streiten Not.
Die edle Kцnigstochter, sie hat und auch gebot
Dass es meiden sollten die Recken allbereit:
Sie wollten es nicht lassen: Das war ihr gar ein Herzeleid. (1062)

Sie sprach: “Mein Kцnig Siegmund, steht damit noch an,
Bis es sich besser fьget: So will ich meinen Mann
Euch immer rдchen helfen. Der mir ihn hat benommen,
Wird er mir bewiesen, dem muss es noch zu Schaden kommen. (1063)

“Es sind der Ьbermьtigen hier am Rheine viel,
Dass ich euch zum Streite jetzt nicht raten will:
Sie haben wider einen wohl an dreiЯig Mann;
Mцg ihnen Gott vergelten was sie uns haben getan. (1064)

“Bleibet hier im Hause und tragt mit mir das Leid
Bis es beginnt zu tagen, ihr Helden allbereit:
Dann helft ihr mir besargen meinen lieben Mann.”
Da sprachen die Degen: “Liebe Frau, das sei getan.” (1065)

Es kцnnt euch des Wunders ein Ende Niemand sagen,
Die Ritter und die Frauen, wie man sie hцrte klagen
Bis man des Jammerrufes ward in der Stadt gewahr.
Die edeln Bьrgersleute eilten sich und kamen dar. (1066)

Sie klagten mit den Gдsten, sie schmerzte der Verlust.
Was Siegfried verbrochen war ihnen unbewusst,
Weshalb der edle Recke Leben lieЯ und Leib.
Da weinte mit den Frauen manchen guten Bьrgers Weib. (1067)

Schmiede hieЯ man eilen und schaffen einen Sarg
Von Silber und von Golde, mдchtig und stark,
Und hieЯ ihn wohl beschlagen mit Stahle, der war gut.
Da war allen Leuten gar sehr beschweret der Mut. (1068)

Die Nacht war vergangen, man sagt', es wollte tagen:
Da lieЯ die edle Fraue zu dem Mьnster tragen
Siegfried den Herren, ihren lieben Mann.
Mit ihr gingen weinend was sie der Freunde gewann. (1069)

Da sie zum Mьnster kamen, wie manche Glocke klang!
Man hцrte allenthalben manchen Pfaffen Sang.
Da kam der Kцnig Gunther herzu mit seinem Bann
Und auch der grimme Hagen: Sie hдttens klьger nicht getan. (1070)

Er sprach: “Liebe Schwester, o weh des Leides dein,
Dass wir nicht ledig mцgen so groЯen Schadens sein!
Wir mьssen immer klagen um Siegfriedens Leib.”
“Daran tut ihr Unrecht,” sprach das jammerhafte Weib. (1071)

“Wenn euch das betrьbte, so wдr es nicht geschehn.
Ihr hattet mein vergessen, das muss ich wohl gestehn,
Als ich geschieden wurde, von meinem lieben Mann.
Wollte Gott vom Himmel, ihr hдttet mir das getan.” (1072)

Sie hielten sich am Leugnen. Kriemhilde da begann:
Wer unschuldig sein will, leicht ist es dargetan,
Er darf nur zu der Bahre hier vor dem Volke gehn:
Da mag man gleich zur Stelle sich der Wahrheit versehn. (1073)

Das ist ein groЯes Wunder, wie es noch oft geschieht,
Wenn man den Mordbefleckten bei dem Toten sieht,
So bluten ihm die Wunden, wie es auch jetzt geschah;
Daher man nun der Untat sich zu Hagen versah. (1074)

Die Wunden flossen wieder so stark als je vorher.
Die erst so heftig klagten, die weinten nun noch mehr.
Da sprach Kцnig Gunther: “Nun hцrt die Wahrheit an:
Ihn erschlugen Schдcher: Hagen hat es nicht getan.” (1075)

“Mir sind diese Schдcher,” sprach sie, “wohl bekannt:
Nun lass es Gott noch rдchen von seiner Freunde Hand!
Gunther und Hagen, ihr habt es wohl getan.”
Da wollten wieder streiten die Degen in Siegfrieds Bann. (1076)

Da sprach aber Kriemhild: “Ertragt mit mir die Not.”
Da kamen auch die beiden, wo sie ihn fanden tot,
Gernot ihr Bruder und Geiselher das Kind:
Sie beklagten ihn in Wahrheit; ihr Augen wurden trдnenblind. (1077)

Da weinten sie von Herzen um Kriemhildens Mann.
Man wollte Messe singen. Zum Mьnster heran
Gingen allenthalben, beides, Mann und Weib.
Die ihn doch leicht verschmerzten, weinten um Siegfrieds Leib. (1078)

Geiselher und Gernot, die sprachen: “Schwester mein,
Nun trцste dich des Todes, es muss nun also sein;
Wir wollen dirs ersetzen so lange wir leben.”
Da wusst ihr doch niemand auf Erden Trostes zu geben. (1079)

Sein Sarg war geschmiedet wohl um den hohen Tag;
Man hob ihn von der Bahre, worauf der Tote lag.
Da wollt ihn noch die Fraue nicht lassen begraben:
Drob mussten alle Leute groЯen Kummer noch haben. (1080)

In kostbare Zeuge man den Toten wand.
Gewiss dass man da niemand ohne Trдnen fand.
Da klagt' aus vollem Herzen Ute das edle Weib,
Und all ihr Ingesinde um Siegfrieds herrlichen Leib. (1081)

Als das Volk vernommen, dass man im Mьnster sang
Und ihn besargt hatte, da hob sich groЯer Drang;
Um seiner Seele willen was man da Opfer trug!
Er hatte bei den Feinden doch guter Freunde genug. (1082)

Kriemhild die arme zu den Kдmmerlingen sprach:
“Ihr sollt um meinetwillen leiden Ungemach:
Die ihm Gutes gцnnen und mir blieben hold,
Um Siegfriedens Seele verteilt an diese sein Gold.” (1083)

Da war kein Kind so kleine, mocht es Verstand nur haben
Das nicht zum Opfer ginge eh er ward begraben.
Wohl an hundert Messen man des Tages sang;
Von Siegfriedens Freunden hob sich da mдchtiger Drang, (1084)

Als die gesungen waren verlief die Menge sich
Da sprach Frau Kriemhilde: “Ihr sollt nicht einsam mich
Heunt bewachen lassen den auserwдhlten Degen:
Es ist an seinem Leibe all meine Freude gelegen. (1085)

“Drei Tag und drei Nдchte will ich verwachen dran,
Bis ich mich ersдttige an meinem lieben Mann.
Vielleicht dass Gott gebietet, dass mich auch rafft der Tod:
So wдre wohl beendet der armen Kriemhilde Not.” (1086)

Zu den Herbergen gingen die Leute von der Stadt
Die Pfaffen und die Mцnche sie zu verweilen bat
Und all das Ingesinde, das des Helden pflag:
Sie hatten ьble Nдchte und gar mьhselgen Tag. (1087)

Ohne Trank und Speise verblieb da mancher Mann
Wers nicht gern entbehrte, dem ward kundgetan,
Man gдb ihm gern die Fьlle: Das schuf Herr Siegemund.
Da ward den Nibelungen groЯe Beschwerde kund. (1088)

* In diesen drei Tagen, so hцrten wir sagen,
Mussten mit Kriemhilden viel Beschwerde tragen
Die da singen konnten: Was man der Opfer trug!
Die eben arm gewesen, die wurden nun reich genug. (1089)

Was man fand der Armen, die wenig mochten haben,
Die lieЯ sie mit dem Golde bringen Opfergaben
Aus ihrer eignen Kammer: Er durfte nicht mehr leben,
Da ward um seine Seele manches Tausend Mark gegeben. (1090)

Urbarer Erde Gьter verteilte sie im Land,
So viel man da der Klцster und guter Leute fand.
Den Armen gab man Silber und Gewand genug.
Sie lieЯ es wohl erkennen wie holde Liebe sie ihm trug. (1091)

An dem dritten Morgen zur rechten Messezeit
Sah man bei dem Mьnster den ganzen Kirchhof weit
Von des Volkes Weinen und Klagen also voll:
Sie dienten ihm im Tode wie man lieben Freunden soll. (1092)

In diesen vier Tagen, so hцrten wir die Mдr,
An dreiЯigtausend Marken oder gar noch mehr
Ward um seine Seele den Armen hingegeben.
Indes war gar zerronnen seine Schцne wie sein Leben. (1093)

Als der Dienst beendet, verhallt war der Gesang,
Mit ungestьmen Leide des Volkes Menge rang.
Man lieЯ ihn aus dem Mьnster zu dem Grabe tragen:
Da hцrte man nichts anders als ein Weinen und ein Klagen. (1094)

Mit lautem Wehrufe schloss das Volk sich an:
Froh war da niemand, weder Weib noch Mann.
Eh er bestattet wurde las und sang man da:
Hei! Was man guter Pfaffen bei seinem Begrдbnis sah! (1095)

Bevor da kam zum Grabe Siegfriedens Weib,
Da rang mit solchem Jammer ihr getreuer Leib,
Dass man sie aus dem Brunnen mit Wasser oft begoss:
Ihre Herzenschwere war ьber die MaЯen groЯ. (1096)

Es war ein groЯes Wunder, dass sie gesund entkam,
Es halfen ihr mit Klagen viel Frauen lobesam.
Da sprach die Kцnigswitwe: “Ihr in Siegfrieds Lehn,
Ihr sollt bei eurer Treue an mir Genade begehn. (1097)

“Lasst mir nach meinem Leide eine kleine Gunst geschehn,
Dass ich sein schцnes Angesicht noch einmal mцge sehn.”
Sie bat mit Jammerssinnen so lang und so stark,
Dass man zerbrechen musste den schцn geschmiedeten Sarg. (1098)

Da brachte man die Fraue, wo sie ihn liegen fand:
Sie erhob sein schцnes Angesicht mit ihrer weiЯen Hand
Und kьsste so den Toten, den edeln Ritter gut:
Ihre lichten Augen vor Leide weinten sie Blut. (1099)

Ein jammervolles Scheiden sah man da geschehn.
Da trug man sie von dannen, sie vermochte nicht zu gehn.
Da fand man ohne Sinne das herrliche Weib:
Vor Leide wollt ersterben ihr viel wonniglicher Leib. (1100)

Als der edle Degen also begraben war,
Sah man in groЯem Leide die Helden immerdar,
Die mit ihm hergezogen von Nibelungenland:
Frцhlich gar selten man da Siegmunden fand. (1101)

Wohl mancher war darunter, der drei Tage lang
Vor dem groЯen Leide weder aЯ noch trank:
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