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А  Б  В  Г  Д  Е  Ж  З  И  Й  К  Л  М  Н  О  П  Р  С  Т  У  Ф  Х  Ц  Ч  Ш  Щ  Э  Ю  Я  AZ

 

(44)

So lang noch beide lebten, Siegmund und Siegelind,
Nicht wollte Krone tragen der beiden liebes Kind;
Doch wollt er herrlich wenden alle die Gewalt,
Die in den Landen fьrchtete der Degen kьhn und wohlgestalt. (45)

* Ihn durfte niemand schelten: seit er die Waffen nahm,
Pflag er der Ruh nur selten, der Recke lobesam.
Er suchte nur zu streiten, und seine starke Hand
Macht' ihn zu allen Zeiten in fremden Landen wohlbekannt. (46)



3. Abenteuer
Wie Siegfried nach Worms kam


Dem Herren mьhte selten irgend ein Herzeleid.
Er hцrte Kunde sagen wie eine schцne Maid
In Burgonden wдre, nach Wьnschen wohlgetan,
Von der er bald viel Freuden und auch viel Leides gewann. (47)

Das Lob ihrer Schцne vernahm man weit und breit,
Und auch ihr Hochgemьte ward zur selben Zeit
Bei der Jungfraue viel Helden wohlbekannt:
Das lud da viel der Gдste Kцnig Gunthern in das Land. (48)

So viel man auch der Werbenden um ihre Minne sah,
Kriemhild in ihrem Sinne sprach dazu nicht ja,
Dass sie einen wollte zum geliebten Mann:
Gar fremd noch war ihr jener, dem sie bald ward untertan. (49)

Da dacht auf hohe Minne der Sieglinde Kind:
Der andern Werben alle war wider seins ein Wind.
Er mochte wohl verdienen schцner Frauen Leib.
Bald ward die edle Kriemhild des kьhnen Siegfriedes Weib. (50)

Ihm rieten seine Freunde und die in seinem Lehn,
Hab er stete Minne sich zum Ziel ersehn,
So soll' er eine werben, der er sich nicht zu schдmen.
Da sprach der edle Siegfried: “So will ich Kriemhilden nehmen, (51)

Die schцne Jungfraue von Burgondenland,
Ob ihrer groЯen Schцne. Das ist mir wohlbekannt,
Kein Kaiser sei so mдchtig, wьrb er um ein Weib,
Dem nicht zu minnen ziemte der reichen Kцnigin Leib.” (52)

Diese Mдre hцrte der Kцnig Siegmund.
Es sprachen seine Leute: also ward ihm kund
Seines Kindes Wille. Es war ihm hцchlich leid,
Dass er werben wolle um diese herrliche Maid. (53)

Die Kцnigin auch erfuhr es, die edle Sieglind:
Die musste groЯe Sorge tragen um ihr Kind,
Denn sie kannte Guntern und die in seinem Bann;
Das Werben man dem Degen sehr zu verleiden begann. (54)

Da sprach der kьhne Siegfried: “Viel lieber Vater mein,
Ohn edler Frauen Minne wollt ich immer sein,
Wenn ich nicht werben dьrfte nach Herzensliebe frei.”
Was jemand reden mochte, so blieb er immer dabei. (55)

“Und willst dus nicht vermeiden,” der Kцnig sprach da so,
“So bin ich deines Willens von ganzem Herzen froh
Und will dirs fьgen helfen, so gut ich immer kann;
Doch hat der Kцnig Gunther manchen hochfдhrtgen Mann. (56)

“Und wдr es anders niemand als Hagen der Degen,
Der kann im Ьbermute wohl der Hochfahrt pflegen,
So dass ich sehr befьrchte, es mцg uns werden leid,
Wenn wir werben wollen um diese herrliche Maid.” (57)

“Was mag uns gefдhrden?”, hub da Siegfried an:
“Was ich mir nicht im Guten dort erbitten kann,
Will ich schon sonst erwerben mit meiner starken Hand.
Ich will von ihm erzwingen die Leute und auch das Land.” (58)

“Leid ist mir deine Rede,” sprach Kцnig Siegmund,
“Und wьrde diese Mдre dort am Rheine kund,
So dьrftest du wohl nimmer in Kцnig Gunthers Land.
Gunther und Gernot, die sind mir lange bekannt. (59)

“Mit Gewalt erwerben kann niemand die Magd,”
Sprach der Kцnig Siegmund, “das ist mir wohl gesagt;
Willst du jedoch mit Recken reiten in das Land,
Die Freunde, die wir haben, die werden eilends besandt.” (60)

“So ist mir nicht zu Mute,” fiel ihm Siegfried ein,
“Dass ich mit Recken sollte reiten an den Rhein.
Nicht mit einer Heerfahrt – das wдre mir wohl leid,
Sollt ich damit erzwingen diese herrliche Maid. (61)

“Ich will sie wohl erzwingen allein mit meiner Hand.
Ich reite selbzwцlfter in Kцnig Gunthers Land:
Dazu sollt ihr mir helfen, Vater Siegmund.”
Da gab man seinen Degen zu Kleidern grau und auch bunt. (62)

Da vernahm auch diese Mдre seine Mutter Sieglind.
Sie begann zu trauern um ihr liebes Kind:
Sie bangt' es zu verlieren durch Kцnig Gunthers Bann:
Gar sehr die edle Kцnigin darob zu weinen begann. (63)

Siegfried der Degen ging hin, wo er sie sah.
Wider seine Mutter gьtlich sprach er da:
“Frau, ihr sollt nicht weinen um den Willen mein,
Wohl denk ich ohne Sorgen vor allen Feinden zu sein. (64)

Und helft mir zu der Reise nach Burgondenland,
Dass mich und meine Recken ziere solch Gewand,
Wie so stolze Recken mit Ehren mцgen tragen:
Ich will dafьr in Wahrheit den Dank von Herzen euch sagen.” (65)

“Ist dir nicht abzuraten,” sprach Frau Siegelind,
“So helf ich dir zur Reise, mein einziges Kind,
Mit dem besten Staate, den je ein Ritter trug,
Dir und den Gesellen: Ihr sollt des haben genug.” (66)

Da neigte sich der Kцnigin Siegfried der junge Mann.
Er sprach: “Nicht mehr Gesellen nehm ich zur Fahrt mir an,
Als der Recken zwцlfe: verseht die mit Gewand;
Ich mцchte gern erfahren, wie's um Kriemhilde bewandt.” (67)

Da saЯen schцne Frauen ьber Nacht und Tag,
Dass ihrer selten eine der Ruhe eher pflag,
Bis man gefertigt hatte Siegfriedens Staat.
Er wollte nun mitnichten seiner Reise haben Rat. (68)

Sein Vater hieЯ ihm zieren sein ritterlich Gewand,
Womit er rдumen wollte Kцnig Siegmunds Land.
Ihre lichten Panzer, die wurden auch bereit
Und ihre festen Helme, ihre Schilde schцn und breit. (69)

Nun sahen sie die Reise zu den Burgonden nahn.
Um sie begann zu sorgen, beides, Weib und Mann,
Ob sie wohl wiederkдmen in ihrer Heimat Land.
Sie geboten aufzusдumen die Waffen und das Gewand. (70)

Schцn waren ihre Rosse, ihr Reitzeug goldesrot:
Wenn wer sich hцher dдuchte, so war es ohne Not,
Als der Degen Siegfried und die in seinem Bann.
Nun bat er, dass er Urlaub nach Burgondenland gewann. (71)

Den gaben ihm mit Trauern Kцnig und Kцnigin.
Er trцstete sie beide mit minniglichem Sinn
Und sprach: “Ihr sollt nicht weinen um den Willen mein;
Immer ohne Sorgen sollt ihr um mein Leben sein.” (72)

Es war leid den Recken, auch weinte manche Maid;
Sie hatten wohl im Herzen gefunden den Bescheid,
Sie mьsstens einst entgelten durch lieber Freunde Tod.
Sie hatten Grund zu klagen, es schuf ihnen wahrlich Not. (73)

Am siebenten Morgen zu Wormes an dem Strand
Ritten schon die Kьhnen: da war all ihr Gewand
Aus rotem Gold gewoben, ihr Reitzeug wohlgetan;
Die Rosse gingen eben den Degen in Siegfrieds Bann. (74)

Neu waren ihre Schilde, licht und breit genug,
Und gar schцn die Helme bei dem Hofeszug
Siegfried des kьhnen in Kцnig Gunthers Land.
Man ersah an Helden nie so herrlich Gewand. (75)

Der Schwerter Enden gingen nieder auf die Sporen,
Scharfe SpieЯe fьhrten die Ritter auserkoren,
Von zweier Spannen Breite war welchen Siegfried trug;
Der hatt an seiner Schneide grimmer Schдrfe genug. (76)

Die goldfarbnen Zдume fьhrten sie an der Hand;
Der Brustriem war von Seide: So kamen sie ins Land.
Da gafften sie die Leute allenthalben an,
Entgegen liefen ihnen die Recken in Gunthers Bann. (77)

Die hochbeherzten Degen, Ritter so wie Knecht,
Die gingen zu den Herren, so war es Fug und Recht,
Die Gдste zu empfangen in ihrer Herren Land;
Sie nahmen ihnen die Pferde mit den Schilden von der Hand. (78)

Da wollten sie die Rosse nach den Stдllen ziehn;
Wie sprach da so geschwinde Siegfried der Degen kьhn:
“Lasst uns stehn die Pferde, mir und den meinen dort:
Wie mir ist zu Mute, so reit ich bald wieder fort. (79)

“Wem die Mдre kund ist, der lasse sich befragen.
Wo ich den Kцnig finde, das soll man mir sagen,
Gunther den reichen aus Burgondenland.”
Da saget' es ihm einer, dem es wohl war bekannt. (80)

“Wollt ihr den Kцnig finden, das mag gar wohl geschehn.
In jenem weiten Saale hab ich ihn gesehn
Unter seinen Helden; da geht zu ihm hinan,
So mцgt ihr bei ihm finden manchen herrlichen Mann.” (81)

Nun war auch dem Kцnig die Mдre schon gesagt,
Dass gekommen wдren Ritter unverzagt:
Sie fьhrten reiche Harnische und herrliche Gewand;
Sie erkenne niemand in der Burgonden Land. (82)

Den Kцnig nahm es Wunder, woher gekommen sei'n
Die herrlichen Recken im Kleid von lichtem Schein,
Und mit so guten Schilden, so neu und so breit:
Dass ihm das niemand sagte, das war Kцnig Gunthern leid. (83)

Da sprach zu dem Kцnig von Metz Herr Ortewein,
Reich und kьhnes Mutes mochte der wohl sein:
“Da wir sie nicht erkennen, so heiЯet jemand gehn
Nach meinem Oheim Hagen: dem sollt ihr sie lassen sehn. (84)

“Dem sind wohl kund die Reiche und alles fremde Land:
Hat er von ihnen Kunde, das mach er uns bekannt.”
Der Kцnig lieЯ ihn holen und die in seinem Lehn:
Man sah ihn stolzes Schrittes mit Recken nach Hofe gehn. (85)

Warum nach ihm der Kцnig, frug Hagen da, gesandt?
“Es sind in meinem Hause Degen unbekannt,
Die niemand weiЯ zu nennen: Habt ihr sie je gesehn,
Das sollst du mir, Hagen, nach der Wahrheit gestehn.” (86)

“Das will ich,” sprach Hagen. Zum Fenster schritt er drauf,
Da lieЯ er nach den Gдsten den Augen freien Lauf.
Es gefiel ihm ihr Gerдte und auch ihr Gewand;
sie waren ihm gar fremde in der Burgonden Land. (87)

Er sprach: “Woher die Recken auch kamen an den Rhein,
Es mцgen selber Fьrsten oder Fьrstenboten sein.
Schцn sind ihre Rosse und ihr Gewand ist gut;
Von wannen sie auch kommen, es sind Helden hochgemut.” (88)

Also sprach da Hagen: “Ich will euch gestehn,
Ob ich gleich im Leben Siegfrieden nicht gesehn,
So will ich doch wohl glauben, wie es damit auch steht,
Dass er es sei, der Degen, der so herrlich dorten geht. (89)

“Er bringet neue Mдre her in dieses Land:
Die kьhnen Nibelungen schlug des Helden Hand,
Die reichen Kцnigssцhne Silbung und Nibelung;
Er wirkte groЯe Wunder mit des starken Armes Schwung. (90)

“Als der Held alleine ritt ohne Hilf und Macht,
Fand er an einem Berge, so ward mir hinterbracht,
Bei Kцnig Niblungs Horte gar manchen kьhnen Mann;
Sie waren ihm gar fremde, bis er hier die Kunde gewann. (91)

“Der Hort Kцnig Niblungs ward hervor getragen
aus einem hohlen Berge: Nun hцret Wunder sagen,
Wie ihn teilen wollte der Nibelungen Bann.
Das sah der Degen Siegfried, den es zu wundern begann. (92)

“So nahe kam er ihnen, dass er die Degen sah
Und ihn die Helden wieder. Der eine sagte da:
Hier kommt der starke Siegfried, der Held aus Niederland.
Seltsame Abenteuer er bei den Nibelungen fand. (93)

“Den Recken wohl empfingen Schilbung und Nibelung.
Einhellig baten die edeln Fьrsten jung,
Dass ihnen teilen mцchte den Hort der werte Mann:
Das begehrten sie, bis endlich ers zu geloben begann. (94)

“Er sah so viel Gesteines, wie wir hцren sagen,
Hundert Doppelwagen, die mцchten es nicht tragen;
Noch mehr des roten Goldes von Nibelungenland:
Das alles sollte teilen des kьhnen Siegfriedes Hand. (95)

“Sie gaben ihm zum Lohne Kцnig Niblungs Schwert:
Da wurden sie des Dienstes gar ьbel gewдhrt,
Den ihnen leisten sollte Siegfried der Degen gut.
Er konnt es nicht vollbringen: Sie hatten zornigen Mut. (96)

* “So musst er ungeteilet den Schatz lassen stehn.
Da bestritten ihn die Degen in der zwei Kцnge Lehn.
Mit ihres Vaters Schwerte, das Balmung war genannt,
Stritt ihnen ab der Kьhne den Hort und Nibelungenland. (97)

“Da hatten sie zu Freunden kьhne zwцlf Mann,
Das waren starke Riesen: Was konnt es sie verfahn?
Die erschlug im Zorne Siegfriedens Hand
Und siebenhundert Recken zwang er vom Nibelungenland (98)

“Mit dem guten Schwerte, das Balmung war genannt.
Viel der jungen Degen, vom Schrecken ьbermannt,
Den vor dem Schwert sie hatten und vor dem kьhnen Mann,
Das Land mit den Burgen machten sie ihm untertan. (99)

“Dazu die reichen Kцnige, die schlug er beide tot;
Er kam durch Alberichen darauf in groЯe Not:
Der wollte seine Herren rдchen allzuhand,
Eh er die groЯe Stдrke noch an Siegfrieden fand. (100)

“Da war ihm nicht gewachsen der gewaltge Zwerg:
Wie die wilden Leuen liefen sie an den Berg,
Als er die Tarnkappe Albrichen abgewann.
Da war des Herr des Hortes Siegfried der furchtbare Mann. (101)

“Die sich getraut zu fechten, die lagen all erschlagen:
Er lieЯ den Hort wieder nach dem Berge tragen,
Woraus ihn erst genommen die in Niblungs Bann:
Alberich der starke das Amt des Kдmmrers gewann. (102)

“Erst musst ihm Eide schwцren, er dien ihm als sein Knecht,
Mit allerhand Diensten ward er ihm gerecht,”
So sprach von Tronje Hagen: “Das hat der Held getan:
Also groЯe Krдfte nie mehr ein Recke gewann. (103)

Noch ein Abenteuer ist mir von ihm bekannt:
Einen Linddrachen schlug des Helden Hand;
Da er im Blut sich badete, ward hцrnern seine Haut:
Nun versehrt ihn keine Waffe: Das hat man oft an ihm geschaut. (104)

Drum rat ich, dass den Jьngling man wohl empfangen soll,
Damit wir nicht verdienen des schnellen Recken Groll;
Er ist so schцn von Wuchse, man seh ihn freundlich an:
Er hat mit seinen Krдften so manche Wunder getan.” (105)

* Da sprach der reiche Kцnig: “Fьrwahr, du hast wohl recht.
Wie ritterlich er dasteht, als gдlt es ein Gefecht,
Dieser kьhne Degen und die in seinem Lehn!
Wir wollen ihm entgegen hinab zu dem Recken gehn.” (106)

* “Das mцgt ihr,” sprach da Hagen, “mit allen Ehren schon:
Er ist von edelm Stamme, eines reichen Kцnigs Sohn;
Auch hat er die Gebдrde, mich dьnkt, beim Herren Christ,
Es sei nicht kleine Mдre, warum er hergeritten ist.” (107)

Da sprach des Landes Kцnig: “Nun sei er uns willkommen,
Er ist kьhn und edel, das hab ich wohl vernommen:
Des soll er genieЯen in Burgondenland.”
Da ging der Kцnig Gunther hin wo er Siegfrieden fand. (108)

Der Wirt und seine Gдste empfingen so den Mann,
Dass wenig an dem GruЯe gebrach, den er gewann;
Des neigte sich vor ihnen der Degen ausersehn,
Weil ihm so recht freundlich die GrьЯe waren geschehn. (109)

“Mich wundert,” sprach der Kцnig Gunther allzuhand,
“Woher ihr, edler Siegfried, gekommen in dies Land,
Oder was ihr suchen wollet zu Wormes an dem Rhein?”
Da sprach der Gast zum Kцnig: “Das soll euch unverholen sein. (110)

Ich habe sagen hцren in meines Vaters Land,
An euerm Hofe wдren (das hдtt ich gern erkannt)
Die allerkьhnsten Recken (so hab ich oft vernommen),
Die je gewann ein Kцnig: Darum bin ich hieher gekommen. (111)

So hцr ich auch euch selber Mannheit zugestehn,
Man habe keinen Kцnig noch so kьhn gesehn.
Das rьhmen viel die Leute ьber allem diesem Land:
Nun kann ichs nicht verwinden, bis ich die Wahrheit befand. (112)

Ich bin auch ein Recke und soll die Krone tragen:
Ich mцcht es gerne fьgen, dass sie von ihr sagen,
Dass ich mit Recht besдЯe die Leute wie das Land;
Mein Haupt und meine Ehre setz ich gern dafьr zum Pfand. (113)

Seid ihr nun so verwogen, wie euch die Sage zieht,
So frag ich nicht, ists Jemand lieb oder leid:
Ich will von euch erzwingen was euch angehцrt,
Das Land und die Burgen unterwerf ich meinem Schwert.” (114)

Der Kцnig war verwundert und all sein Volk umher,
Als sie vernommen hatten sein seltsam Begehr,
Dass er des Willens wдre, zu nehmen ihm sein Land:
Das hцrten seine Recken, die wurden zornig zuhand. (115)

“Wie hдtt ich das verdienet?”, sprach Gunther der Degen,
Wes mein Vater lange mit Ehre durfte pflegen,
Dass wir das sollten missen durch jemands Ьberkraft?
Das wдre schlecht beweisen, dass wir auch pflegen Ritterschaft!” (116)

“Ich kann es nicht verwinden,” fiel ihm der Kьhne drein,
“Es mag vor deiner Herrschaft dein Land befriedet sein:
Ich will es nun verwalten; doch auch das Erbe mein,
Erwirbst du es durch Stдrke, es soll dir untertдnig sein. (117)

“Dein Erbe und das meine, gleich sollen beide liegen;
Und wer dann von uns beiden den andern mag besiegen,
Dem soll es alles dienen, die Leute wie das Land.”
Dem widersprach da Hagen und auch Gernot zuhand. (118)

“So stehn uns nicht die Sinne,” sprach da Gernot,
“Nach neuen Lands Gewinne, dass jemand sollte tot
Vor Heldeshдnden liegen: Reich ist unser Land,
Das uns mit Recht gehorsamt, zu niemand besser bewandt.” (119)

Da standen grimmen Mutes umher die Freunde sein;
Da war auch darunter von Metz Herr Ortewein:
Der sprach: “Diese Sьhne ist mir von Herzen leid:
Euch ruft der starke Siegfried ohn allen Grund in den Streit. (120)

Steht ihr und eure Brьder ihm auch nicht zur Wehr,
Und ob er bei sich fьhrte ein ganzes Kцnigsheer,
So wollt ichs doch erstreiten, dass der kьhne Held
Also hohen Ьbermut mit gutem Recht bei Seite stellt.” (121)

Darьber zьrnte mдchtig der Held von Niederland:
“Nicht wider mich vermessen darf sich deine Hand:
Ich bin ein reicher Kцnig, du bist in Kцnigs Lehn;
Wohl dьrfen deiner Zwцlfe mit Streit mich nimmer bestehn.” (122)

Nach Schwertern rief da heftig von Metz Herr Ortewein:
Von Tronje Hagens Schwestersohn, der durft er wahrlich sein;
Dass der so lang geschwiegen, das war dem Kцnig leid.
Da unterfing sichs Gernot, der Ritter kьhn und kampfbereit. (123)

Er sprach zu Ortweinen: “Lasst euer Zьrnen sein;
Es soll der Degen Siegfried sich nicht mit uns entzwein;
Wir mцgens wohl noch scheiden im Guten, rat ich sehr,
Und ihn zum Freunde haben; das geziemt uns wahrlich mehr.” (124)

Da sprach der starke Hagen: “In Wahrheit, mir ist leid,
Und deinen Degen allein, dass er je zum Streit
Her an den Rhein geritten: was lieЯ er das nicht sein?
Ihm wдren nicht so ьbel begegnet hier die Herren mein.” (125)

Zur Antwort gab ihm Siegfried, der krдftige Held:
“Wenn euch, was ich gesprochen, Herr Hagen, missfдllt,
So will ich schauen lassen, wie noch die Hдnde mein
So gewaltig wollen bei den Burgonden sein.” (126)

“Das hoff ich noch zu wenden;” sprach wieder Gernot.
Allen seinen Degen zu reden er verbot
In ihrem Ьbermute, was ihm wдre leid.
Da gedacht auch Siegfried an die viel herrliche Maid. (127)

“Wie geziemt' uns mit euch zu streiten?”, sprach wieder Gernot.
“Wie viel dabei der Helden auch fielen in den Tod,
Uns brдcht es wenig Ehre und euch geringen Lohn.”
Zur Antwort gab ihm Siegfried, Kцnig Siegmundes Sohn: (128)

“Warum zцgert Hagen und auch Ortewein?
Was eilt er nicht zum Streite mit den Freunden sein,
Deren er so manchen bei den Burgonden hat?”
Sie blieben Antwort schuldig, das war Gernotens Rat. (129)

“Ihr seid uns hier willkommen,” sprach das Uten-Kind,
“Und eure Heergesellen, die mit euch kommen sind:
Wir wollen gern euch dienen, ich und die Freunde mein.”
Da hieЯ man den Gдsten schenken Kцnig Gunthers Wein. (130)

Da sprach der Wirt des Landes: “Was uns gehцret an,
Verlangt ihr es in Ehren, das sei euch untertan;
Wir wollen mit euch teilen unser Gut und Blut.”
Da ward dem Degen Siegfried ein wenig sanfter zu Mut. (131)

Da lieЯ man ihnen wahren all ihr Rьstgewand;
Man suchte Herbergen, die besten, die man fand,
Siegfriedens Knechten: die fanden gut Gemach.
Man sah den Fremdling gerne in Burgondenland hernach. (132)

Man bot ihm groЯe Ehre darauf in manchen Tagen,
Mehr zu tausend Malen als ich euch kцnnte sagen;
Das hatte seine Tugend verdient, das glaubt fьrwahr.
Ihn sah wohl selten jemand, der ihm nicht gewogen war. (133)

Der Kurzweil sich flieЯen die Kцnge und ihr Bann:
Da war er stets der Beste, was man auch begann;
Es konnt ihm niemand folgen, so groЯ war seine Kraft,
Ob sie den Stein warfen oder schossen den Schaft. (134)

So oft sie vor den Frauen in ihrer Hцflichkeit
Der Kurzweile pflagen, die Degen allbereit,
Da sah man immer gerne den Held von Niederland;
Er hatt auf hohe Minne seine Sinne gewandt. (135)

* Die schцnen Fraun am Hofe fragten nach der Mдr,
Wer doch dieser fremde, stolze Ritter wдr?
“Er ist so schцn von Leibe, so reich ist sein Gewand!”
Da sprachen ihrer Viele: “Das ist der Held von Niederland.” (136)

Was man je begonnte, er war dazu bereit;
Er trug in seinem Sinne eine minnigliche Maid,
Und auch nur ihn die Fraue, die er noch nie geschaut,
Und die ihm doch viel Gutes in der Stille zugetraut. (137)

So oft man auf dem Hofe das Waffenspiel begann,
Ritter so wie Knechte, immer sah es an
Kriemhilde durch die Fenster, die Kцnigstochter hehr;
Keiner andern Kurzweil bedurfte sie fьrder mehr. (138)

Und wьst er dass ihn sдhe, die er im Herzen trug,
So hдtt er Kurzweile immer auch genug,
Ersehn sie seine Augen, ich glaube sicherlich,
Wohl keine andre Freude auf Erden erwьnscht' er sich. (139)

Wenn er bei den Helden auf dem Hofe stand,
Wie man noch zur Kurzweil pflegt in allem Land,
Wohl stand er dann so minniglich, der Sieglinden-Sohn,
Dass manche Frau ihm zollte der Minne herzlichen Frohn. (140)

Er gedacht auch manche Stunde: “Wie soll das geschehn,
Dass ich das edle Mдgdelein mit Augen mцge sehn,
Die ich von Herzen minne, wie ich schon lдngst getan?
Die ist mir noch gar fremde; mit Trauern denk ich daran.” (141)

So oft die reichen Kцnige ritten in ihr Land,
So mussten auch die Recken mit ihnen all zur Hand:
Auch Siegfried ritt mit ihnen; das war den Frauen leid:
Er litt durch ihre Minne Beschwerde zu mancher Zeit. (142)

So wohnt' er bei den Herren, das ist alles wahr,
In Kцnig Gunthers Lande vцlliglich ein Jahr,
Dass er die Minnigliche in all der Zeit nicht sah,
Durch die ihm bald vieles Liebes und auch viel Leides geschah. (143)



4. Abenteuer
Wie Siegfried mit den Sachsen stritt



Nun kommen fremde Mдren in Kцnig Gunthers Land
Durch Boten, die von ferne ihnen wurden zugesandt
Von unbekannten Recken, die ihnen trugen Hass:
Als sie die Rede hцrten, gewiss betrьbte sie das. (144)

Die will ich euch nennen: Es war Lьdeger
Aus der Sachsen Lande, ein Kцnig reich und hehr,
Dazu vom Dдnenlande der Kцnig Lьdegast;
Die sandten auf die Reise gar manchen herrlichen Gast. (145)

Ihre Boten kamen in Kцnig Gunthers Land,
Die seine Widersacher hatten hingesandt;
Da frug man um Mдre die Unbekannten gleich,
Und fьhrte bald die Boten zu Hofe vor den Kцnig reich. (146)

Schцn grьЯte sie der Kцnig und sprach: “Seid willkommen!
Wer euch hieher gesendet, hab ich noch nicht vernommen:
Das sollt ihr hцren lassen,” sprach der Kцnig gut.
Da bangten sie gewaltig vor des grimmen Gunthers Mut. (147)

“Wollt ihr erlauben, Kцnig, dass wir uns des Berichts
Entledgen, den wir bringen, so hehlen wir euch nichts.
Wir nennen euch die Herren, die uns hieher gesandt:
Lьdegast und Lьdeger die suchen heim euer Land. (148)

“Ihren Zorn habt ihr verdienet: wir erfuhren das,
Dass euch die Herren beide tragen groЯen Hass.
Sie wollen heerfahren nach Wormes an den Rhein:
Ihnen helfen viel der Degen:
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70


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